Mit seinem Buch „Mönch und Krieger“ zeigt der Musiker wieder einmal seinen Facettenreichtum: philosophisch, politisch, sehr nachdenklich, aber auch intelligent, selbstreflektiert und mutig setzt er sich ein für eine neue Welt.
Er ist für mich eine der liebsten Interviewpartner und ich freue mich schon darauf, ihn am 26. Juni 2015 auf dem Tollwoodfestival zu erleben.
Doris Iding: Als Ihr Buch „Die Kunst des Scheiterns' erschien, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass eine prominente Person bereit ist, über das eigene Scheitern zu schreiben. Darin wird deutlich, wie nah Erfolg und Scheitern zusammenliegen. Wie war damals die Resonanz von Männern auf dieses Buch über das Erleben dieser Gegensätze?
Konstantin Wecker: Die war
sehr stark. Vor allem von solchen Männern, die erfolgreich im Berufsleben
stehen und daran gesehen haben, dass sie immer ihr Scheitern verbergen mussten.
Heute muss man in Bewerbungsschreiben sein Scheitern und seine Niederlagen
aufführen und bekommt den Job dann deswegen nicht. Es sei denn, man trifft auf
einen großherzigen Arbeitgeber. Aber normalerweise müssen die Menschen lügen.
Das Schlimme aber ist, dass sie sich selbst auch selbst belügen müssen. Das ist
ja das große Problem!
Doris Iding: Wie kam es zur Entstehung dieses Buches?
Konstantin Wecker: Mein Verleger hatte gefragt, ob ich eine
Biografie schreiben wolle. Ich habe ihm gesagt: „Darauf habe ich keine Lust.
Für eine Biografie bin ich noch nicht alt genug.“ Dann rief ich ihn einen Tag
später an und habe ihm gesagt, dass ich gerne etwas über das Scheitern
schreiben kann. Ganz spontan kam mir
damals der Titel „Die Kunst des Scheiterns“ in den Sinn. Danach habe ich mich
drei, vier Monate verkrochen und ausschließlich über meine Niederlagen nachgedacht.
Gott sei Dank hatte ich damals die Zeit dazu. Das war für mich, unabhängig von
dem Buch, eine unglaublich segensreiche Zeit. Da habe ich gemerkt, wie sich die
Sicht darauf verändert. Situationen, die man als 20-Jähriger als unglaublich
peinlich und schrecklich empfunden hat und als 30-Jähriger schon etwas anders
sieht, und dann als 60-Jähiger insgeheim drüber lachen kann, dass man das
früher so ernst genommen hat. (lacht). Mir ist auch vieles über mich klar
geworden. Diese Einsichten haben mich nicht gerade dazu verleitet, Kuppeln zu
stürmen, sondern ich war teilweise schon sehr erschrocken.
Doris Iding: Vor kurzem ist Ihr neues Buch erschienen: „Mönch und Krieger“. Das Herzstück Ihres Buches
beschreibt die Suche nach dem Wunderbaren und die Sehnsucht nach Ihrer
geistigen Heimat. Und zu Beginn zitieren Sie C.G. Jung mit einer Aussage, die
mir sehr gut gefällt: „Im Grunde genommen sind mir nur die Ereignisse meines
Lebens erzählenswert, bei denen die unvergängliche Welt in die vergängliche
einbrach. (…) Da war immer Fülle und Reichtum, und alles andere trat dahinter
zurück.“ Solche Erfahrungen sind Gnade.
Wir können sie nicht mit dem Verstand machen. In Bezug auf Ihr Buch kam mir bei
dieser Aussage der Gedanke, dass in dem Moment, wo Raum und Zeit zusammenfallen,
auch der Mönch und der Krieger zusammenfallen und alles Eins ist. Dann spielt
es auch keine Rolle mehr, welche Seite man einnimmt, oder?
Konstantin Wecker:
Natürlich. Der Mönch und der Krieger sind die zwei scheinbaren Widersprüche,
die einem auf dem Weg solche Erfahrungen bringen. Oder aber, wenn man sie
gemacht hat, sie einem den Weg weitergehen lassen. Sie haben völlig Recht, dass
man solche Erfahrungen nicht mit dem Verstand herbeiführen kann und auch nicht
mit gezielter 8-stündiger Meditation. Man bekommt sie geschenkt. Aber ich
denke, dass alle Menschen sie geschenkt bekommen. Aber die Frage ist: Wie geht
man damit um? Ich denke, dass jeder Mensch so einen Moment schon mal erlebt
hat. Zum Beispiel hat man sie in der Liebe, in der ersten Verliebtheit oder
wenn man in der Natur ist. Ich selbst habe sie in der Musik, in der Kunst, in
der Kreativität sehr oft erleben dürfen. Ist man jedoch nicht darin geschult,
mit solchen Erfahrungen umzugehen und sich auch keinen intellektuellen Zugang
gestattet, sondern es nur abtut mit „Ja, war ganz schön“, kann man nichts
daraus lernen. Das ist die Gefahr dabei. Deshalb braucht man den Mönch und den
Krieger, die als Symbole dienen. Der Krieger ist für mich als überzeugter
Pazifist ein bewusst provokativ gewähltes Wort. Aber den Krieger brauche ich
immer wieder, um in mir selbst immer wieder mal die Verschönerungen
aufzuräumen, mit denen man sich selbst gerne ausstattet. Vielleicht gibt es
auch einen Krieger des Lichts. Ein wichtiger Aspekt des Kriegers ist aber für
mich, standhaft zu bleiben und einen aufrechten Weg zu gehen.
Konstantin Wecker: Ja, aber ich würde nicht sagen,
dass ich da ein Kenner bin. Ich habe auf jeden Fall Auszüge gelesen.
Doris Iding: Daran habe ich denken müssen, als ich Ihr
Buch gelesen habe. Arjuna, einer der beiden Hauptprotagonisten, steht auf dem
Schlachtfeld. Er tut sich sehr schwer mit dem Gedanken, gegen Lehrer und Freund
– die natürlich nur symbolisch für die eigenen Leidenschaften stehen – kämpfen
zu müssen. Ich persönlich glaube, dass wir diese Rollen viel zu schnell mit
„gut“ oder „böse“ belegen. Ich weiß nicht, ob ein Krieger unbedingt schlechter
ist als ein Mönch.
Konstantin Wecker: Ja das
stimmt. Der Mönch ist bewusst ein sehr provokativ gewähltes Wort für so einen
Menschen wie mich, der Lieder geschrieben hat wie 'Wer nicht genießt ist
ungenießbar'.
Doris Iding: Erst gestern stand wieder in der Zeitung,
dass bei einem Geistlichen 100.000 Videos mit Kinderpornos gefunden wurden.
Wenn ich so etwas lese, werde ich so wütend! Man nimmt sich überall mit hin,
auch ins Kloster. Solange man sich seinen Schattenseiten nicht stellt, hilft
auch die Mönchsrobe nicht…..
Konstantin Wecker: Wenn man es aus einem gewissen Zwang
heraus erlebt.
Doris Iding: Ich würde gerne noch einmal auf Ihr neues
Buch eingehen. Darin schreiben Sie, dass Sie „meditationsmüde sind, weil es
nichts anderes bedeutet, als diese innere Geschwätzigkeit abzustellen.“ Als ich
diesen Satz gelesen habe, habe ich mir gedacht, dass ich da sicher auch
meditationsmüde wäre, weil Sie ja ein sprudelndes Quell an Inspiration sind und
das doch gar nicht abzustellen ist. Ich selbst verstehe es so, dass unser Geist
diese Gedanken produziert, das ist die Natur des Geistes, und es viel mehr
darum geht, nicht immer darauf anzuspringen und sich damit zu identifizieren.
Wie geht es Ihnen mit so einer Idee?
Konstantin Wecker: Das
weiß ich auch. Es ist immer schwierig, Definitionen zu finden. Mit meiner
Geschwätzigkeit ist ausdrücklich nur das gemeint, was vom Verstand produziert
wird. Ich unterscheide zwischen Geist und Verstand. Die Inspiration hat man aus
dem Geist, aus dem Spiritus. Was uns immer wieder so lästig ist, ist die
Geschwätzigkeit des Verstandes, die man definitiv nicht abstellen kann, aber
man kann es natürlich gehen lassen. Ich meditiere auch weiter und suche mir
meine Formen. Es gibt genauso viele Arten der Meditation wie es Menschen gibt.
Für mich ist die Musik schon seit Kindesbeinen an eine Meditation, in der ich
viel geübter und begabter bin. Ich habe auch festgestellt, dass es für alles
Begabungen gibt. Das gilt auch für die Spiritualität. Es gibt Menschen, die
sind so rational und haben einfach keinen Zugang zum Spirituellen. Aber das
bewerte ich nicht. Es kann auch passieren, dass sich nach einem schweren
Schicksalsschlag etwas verändert. Da möchte ich eine Geschichte erzählen. Nach
einem Konzert hat mich eine Frau angesprochen und gesagt, dass sie meine Lieder
vor ein paar Jahren nie gemocht hat. Ihr Mann fand sie immer toll, aber sie
konnte damit nichts anfangen. Dann hat sie mit einem Schlag bei einem Unfall
ihren Mann und ihr Kind verloren. Und dieselben Lieder, die sie früher fast
gehasst hat, sind nun eine Quelle der Inspiration und des Trostes. Ich denke,
dass sich die Frau früher in ihrem Wohlgefühl nicht stören lassen wollte. Wenn
das aber auseinanderbricht – und es hält nie für immer -, dann ist es auch gut,
mal gestört zu werden.
Doris Iding: Ich möchte noch einmal kurz auf die
mystischen Erfahrungen eingehen, die C.G. Jung beschrieben hat. Vor kurzer Zeit
wurde in Amerika eine Untersuchung durchgeführt, bei der sich herausstellte,
dass ein hoher Prozentsatz der Amerikaner eine solche mystische Erfahrung schon einmal erlebt hat; entweder bei der
Geburt oder der Begleitung eines Sterbenden oder in einer anderen extremen
Lebenssituation. Die meisten Menschen wollten diese Erfahrung aber nicht noch
einmal machen. Sie war ihnen zu tief und vor allen Dingen zu unkontrollierbar,
weil dadurch unsere ganze Weltanschauung und unser ganzes Gefüge
zusammenbrechen können.
Konstantin Wecker: Das ist
etwas, wogegen ich angehe, seit ich schreibe. Man sollte immer bereit sein,
sein fest gebautes Gedankengebäude, woraus immer es auch bestehen mag, zu
zerstören. Das ist eine Erfahrung, die man einmal in seinem Leben machen muss.
Wenn man das nicht macht, weil man zu feige oder zu schwach ist, dann passiert
es. Dann lässt das Schicksal die Gebäude zusammenbrechen.
Doris Iding: Momentan bricht besonders viel zusammen.
Sowohl individuell als auch kollektiv. Viele Menschen wachen durch diese
Zusammenbrüche auf und kommen zum Wesentlichen zurück. Somit erlebe ich
persönlich diese Zeit als eine sehr fruchtbare Zeit.
Konstantin Wecker: Ich
sehe das auch so, aber ich sehe auch, da ich ein sehr politischer Mensch bin,
dass derzeit eine ungeheure kriegerische Bedrohung und Aufbereitung
stattfindet. Dabei wird mir angst und bange. Was hilft uns der ganze Umbruch,
wenn es zu einer Katastrophe kommt? Bei den Mächten, die jetzt am zündeln sind,
Russland und die Vereinigten Staaten, sind Atomwaffen im Spiel. Was kann alles
passieren, wenn etwas eskaliert, wenn die Menschen nicht mehr in der Lage sind,
vernünftig zu reagieren? Diese Bewegung ist ganz schrecklich gefährlich. In
„Mönch und Krieger“ versuche ich auch immer wieder darzustellen, dass wir vor
lauter 'in-uns-gehen' nicht vergessen sollten, dass es auch eine Um- und
Mitwelt gibt, die wir bekräftigen müssen.
Doris Iding: Meine
nächste Frage schließt an diese Thematik an. Dafür möchte ich eine Zeile aus
Ihrem Buch zitieren: „Alles könnte voller Liebe sein, wenn wir uns nur darauf
einließen.“ Gerade haben Sie gesagt, dass wir unsere Umwelt nicht vergessen
dürfen. Ich habe mich zum Beispiel sehr gefreut, als ich gelesen habe, dass Sie
jetzt zusammen mit Sugata Schneider die Connection machen und spirituell
Suchende sich auch wieder mehr ihrer politischen Verantwortung bewusst werden.
Ich selbst habe manchmal die Idee, dass wir einfach in einer Welt der Dualität
leben. So wie es Mönch und Krieger, Erfolg und Verlust, Lob und Tadel gibt,
gibt es Gut und Böse. Ist es nicht vielleicht eine kosmische Gesetzmäßigkeit,
dass je mehr Leute meditieren auch gleichzeitig wieder Terroristen herangezüchtet
werden? Es sind doch so viele Leute „so gut unterwegs“, meditieren, bemühen
sich um Nachhaltigkeit etc.
Konstantin Wecker: Sie haben Recht, dass wir in einer
dualen Welt leben, aber wir haben einfach nicht den Überblick, um zu wissen, wo
Ying und Yang pendelt. Auf der einen Seite sehen wir, dass viele Menschen
meditieren, aber genaue Zahlen haben wir da auch nicht. Sie gehen ja auch nur
von Ihrem Universum aus. Sie haben eine spirituelle Zeitung und treffen
natürlich viel mehr spirituelle Menschen. Ich kann Ihnen auch viele Menschen
nennen, die sagen würden: „Wer ist spirituell unterwegs, da kenne ich keinen?!“
Ich selbst bin aber auch der Meinung, dass sich momentan viele Menschen gegen
das neo-liberale System auflehnen. Aber ich bin auch jeden Tag auf der Bühne
und sehe 800 Menschen mir gegenüber, die mir zustimmen. Ich bräuchte nur einmal
eine Diskotheken-Tour machen und würde sehen, dass sich da niemand dagegen
auflehnt. Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir solche philosophischen Deutungen
aufstellen. Früher waren sehr viele Esoteriker der Meinung, dass wenn du im
Rollstuhl sitzt, du selber schuld bist, weil du es dir in einem früheren Leben
versaut hast. Das ist einfach nur eine Unverschämtheit aus einem sehr kleinen
Hirn gedacht. Die Zusammenhänge sind so viel größer, als wir sie uns vorstellen
können, dass wir da vorsichtig sein müssen.
Doris Iding: Ja, das stimmt, denn ich selbst werde
wütend, wenn Menschen solche kausalen Zusammenhänge dargeboten werden. Mein
Lebensgefährte ist an Krebs gestorben. Damals standen genau solche Menschen vor
ihm, die gesagt haben, dass er nur an seine Heilung glauben müsse, um wieder
gesund zu werden! Ihm selbst war es zum Glück egal, aber ich kenne auch solche
Menschen, die auf dem Sterbebett liegen und sich denken, dass sie versagt
haben, weil sie ihre Selbstheilungskräfte nicht genug aktivieren können. Wo wir
gerade beim Sterbebett sind: In Ihrem Buch schreiben Sie, dass ein Schweizer
Freund von Ihnen, der Sterbebegleitung macht, sagt, dass Priester am schwersten
sterben. Diese Aussage hat mich betroffen gemacht, denn sie sollten doch Gott
und dem Himmelreich am nächsten sein, oder?
Konstantin Wecker: Jeder, der sich im Leben an ein sehr festes Glaubensgebilde klammert, wird kurz vor seinem Tod eine enorme Erschütterung erleben. Da kommt zum ersten Mal die Zerbrechlichkeit, die jeder vor dem Tod erleben wird und auch die Weisheit und die Dinge, die einen immer beschäftigt haben, die aber wegfallen. Kurz vor dem Tod tauchen natürlich auch Zweifel über Glaubensgebilde auf, an die man sein ganzes Leben lang festgehalten hat. Es muss schrecklich sein, wenn dann alles zusammenbricht. Die Kirche hat uns schon so oft versucht einzureden, dass es ein Himmelreich gibt und man vielleicht ins Himmelreich kommt oder eben in die Hölle. Und jeder Gläubige bekommt irgendwann mal Zweifel. Dann geht man in die Kirche und dann werden sie wieder weggedrückt. So wiederholt sich das Spiel. Dabei wären genau diese Zweifel so wichtig. Ich kenne so tolle Theologen. Herr Safranski zum Beispiel hat mit 81 Jahren noch ein Buch herausgebracht, in dem er schreibt, dass er an allem Glauben verzweifeln würde, wenn nicht Jesus Christus wäre. Er beschreibt, wie er als junger Theologe mit Eifer in ein Glaubensgebäude eingezogen ist, das über die Zeit immer brüchiger wurde. Ich glaube, wir Menschen sind nicht in der Lage, ganz klar zu sagen, was sein wird. Wir können nur unsere Ideen und Hoffnungen haben und manchmal ganz tief in uns drinnen eine Gewissheit spüren, die eigentlich nicht in Worte zu fassen ist, einzig und allein vielleicht noch Rainer Maria Rilke. (lacht)
Konstantin Wecker: Jeder, der sich im Leben an ein sehr festes Glaubensgebilde klammert, wird kurz vor seinem Tod eine enorme Erschütterung erleben. Da kommt zum ersten Mal die Zerbrechlichkeit, die jeder vor dem Tod erleben wird und auch die Weisheit und die Dinge, die einen immer beschäftigt haben, die aber wegfallen. Kurz vor dem Tod tauchen natürlich auch Zweifel über Glaubensgebilde auf, an die man sein ganzes Leben lang festgehalten hat. Es muss schrecklich sein, wenn dann alles zusammenbricht. Die Kirche hat uns schon so oft versucht einzureden, dass es ein Himmelreich gibt und man vielleicht ins Himmelreich kommt oder eben in die Hölle. Und jeder Gläubige bekommt irgendwann mal Zweifel. Dann geht man in die Kirche und dann werden sie wieder weggedrückt. So wiederholt sich das Spiel. Dabei wären genau diese Zweifel so wichtig. Ich kenne so tolle Theologen. Herr Safranski zum Beispiel hat mit 81 Jahren noch ein Buch herausgebracht, in dem er schreibt, dass er an allem Glauben verzweifeln würde, wenn nicht Jesus Christus wäre. Er beschreibt, wie er als junger Theologe mit Eifer in ein Glaubensgebäude eingezogen ist, das über die Zeit immer brüchiger wurde. Ich glaube, wir Menschen sind nicht in der Lage, ganz klar zu sagen, was sein wird. Wir können nur unsere Ideen und Hoffnungen haben und manchmal ganz tief in uns drinnen eine Gewissheit spüren, die eigentlich nicht in Worte zu fassen ist, einzig und allein vielleicht noch Rainer Maria Rilke. (lacht)
Doris Iding:
Mystiker wie Rumi erfassen es für mich ebenfalls.
Konstantin Wecker: Es ist auch interessant zu sehen,
dass es zwischen Mystikern, egal ob sie aus dem Buddhismus, Islam oder
Christentum kamen, nie Glaubenskämpfe gab. Sie waren sich eigentlich immer
einig.
Doris Iding:
Dafür wurden sie aber von konservativen Vertretern ihrer eigenen Religion
verfolgt und umgebracht. Meister Eckhart, ein christlicher Mystiker und Halladsch
aus dem Islam sind traurige Beispiele. Eine letzte Frage habe ich noch:
Mystische Erfahrungen haben sich durch Ihr Leben gezogen. Sie wissen um die
Unsterblichkeit ihn Ihnen. Wie geht es Ihnen heute, im Hinblick auf Ihren
eigenen Tod?
Konstantin Wecker:
Ich habe gerade ein neues Lied geschrieben, weil ich im August Gott sei Dank
wieder eine intensive kreative Phase hatte. In dem Lied geht es darum, dass
alles so vergänglich ist. Ich habe den Liedtext gerade nicht zur Hand, aber ich
beschreibe genau das. Eigentlich wäre jetzt in dem Alter Erleuchtung angesagt
und sich auf den Tod einzustellen. Und am Ende heißt es dann: 'Ich scheine
weiser als ich bin. Erleuchtung ist mir noch so fern, lebe einfach schrecklich
gern.' (lacht),
Doris Iding:
Herzlichen Dank für das Interview!
Zum Weiterlesen:
Konstantin Wecker: Die Kunst des Scheiterns: Tausend unmögliche Wege, das Glück zu finden. Piper Verlag.
2009
Konstantin Wecker: Mönch und Krieger. Auf der Suche nach
einer Welt, die es noch nicht gibt. Gütersloher Verlag. 2014
Konstantin Wecker: Meine rebellischen Freunde: Ein persönliches Lesebuch. Langen Müller. 2012
Konstantin Wecker: Meine rebellischen Freunde: Ein persönliches Lesebuch. Langen Müller. 2012
Konstantin Wecker: Wut und Zärtlichkeit. Live CD. Sturm
& Klang. 2013
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