Mittwoch, 11. März 2015

Wer bin ich ohne Yoga?


Zwei Wochen Auszeit. Yoga machen. Lesen. Entspannen. Gut essen. Verwöhnt werden. Ein bisschen plaudern. Das hatte ich mir für den diesjährigen Sommerurlaub im Lykia, einem hervorragenden Seminarhaus an der lyrischen Küste der Türkei vorgenommen.

Das Centrum liegt in Adrasan, direkt am Meer. Im Lykia selbst findet man viele Möglichkeiten für Rückzug und Entspannung. Untergebracht ist man in kleinen Häuschen, die über das ganze Gelände verstreut liegen und einem die Möglichkeiten bieten hier im Schatten der ausladenden Bäume in einer Hängematte die Seele baumeln zu lassen.

Für diesen Urlaub hatte ich mir vorgenommen, mal nicht über meine berufliche Tätigkeit zu sprechen, sondern mit dem Geist eines Yogaanfängers die Ferien zu verbringen.

Ich wollte einmal nicht die Yogaexpertin sein, die so viele Yogalehrer interviewt hat und so viel über Yoga weiß. Ich wollte einmal nur „ich“ sein. Eine neue Erfahrung. Besonders in einem Umfeld, in dem Yoga eine zentrale Rolle spielt. Und besonders aus deshalb, weil ich weiß, dass ich nur ein, zwei drei Stichworte fallen lassen brauche, um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen mit meinen Erfahrungen, die ich mit spirituellen Lehrern gemacht habe; Interviews mit Meistern, Gurus und Menschenfängern, die ich für Yoga aktuell interviewt habe.

Entsprechend schnell verstummten Gespräche, wenn mir ein Gegenüber, YogalehrerIn mit eigenem Studio die Liste der Aus- und Fortbildungen ungefragt aufzählte und ich nicht freudestrahlend oder bewundernd darauf einging oder über meine Erfahrungen redete, sondern auf den blauen Himmel oder das wohltuende Nass des naheliegenden Meeres verwies.
Aber wer bin ich ohne Yoga?

Während die anderen sich in den nächsten zwei Tagen im Zuge des Kennenlernens am Swimmingpool angeregt unterhielten und das Wort Yoga unzählige Male fiel, lag ich alleine dösend da. Ich fühlte mich allein. Nicht dazugehörig. In einer dieser Nächte träumte ich sogar, dass alle meinen Geburtstag vergessen hatten. Der Traum schmerzte. Trotzdem blieb ich bei meinem Vorhaben. Ein paar Sätze hätten gereicht, um wiederdazuzugehören. Als Yogalehrerin. Als Autorin von Büchern. Als Redakteurin von Yoga aktuell.
Am dritten Tag wurde es heißer. Ich zog mich zurück auf eine wunderschöne Yogaplattform, die extra gebaut worden war für Sessions unter freiem Himmel. Hier verbrachte ich einen ganzen Tag. Ich lag da und schaute immer wieder in die ausladende Baumkrone eines Johannesbrotbaums, der als Schatten diente. Der Baum fragte nicht nach meiner Yogaidentität. Er ließ mich sein. Ließ mich atmen. Nahm mich an. So wie ich war. Bedingungslos. Der Boden auf dem ich lag, forderte nicht nach einer besonders akrobatischen Asana. Er trug mich einfach so. Anspruchslos. Hier konnte ich entspannen. In den Himmel, in die Erde hinein. Hier fühlte ich mich wieder verbunden. Mit mir. Mit Yoga. Mit dem Nichts, dass nichts fordert. Das einfach nur ist. Nach diesem Tag konnte ich einfach ich sein. Ohne Yogaidentität. Welche Freiheit. Nichts als Weite.
Nach einer Woche reiste die Yogagruppe ab. Danach kamen neue Gäste. Yoga geriet in den Hintergrund. Jetzt wurde er einfach morgens oder abends unter der Anleitung von Nina, der Besitzerin des Lykia praktiziert. Unprätentiös und doch sehr gut. Dem Klima entsprechend. Entspannt und entspannend. In diesen Tagen kam ich mit anderen Gästen ins Gespräch, die ebenfalls zwei Wochen dort waren. Ihnen war es ähnlich ergangen wir mir. Sie hatten anders als ich keinen Bezug zu Yoga. Waren wirkliche Anfänger. Auch sie hatten sich alleine gefühlt unter all den Yogis. Das tat mir weh. Will Yoga uns nicht helfen, eben dies zu überwinden: Das Ich und das Du. Begrenzungen und Zugehörigkeiten. Einsamkeit und Eitelkeit?

Weitere Informationen zu Ferien im Seminarhaus Lykia: www.elementar-reisen.de

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