Dienstag, 21. November 2017

Kein Ich mehr und kein Du – Eine Tour auf den indischen Backwaters in Kerala

Ich habe klar erkannt:
Geist ist nichts anderes
denn Berge und Flüsse und die große Erde,
als die Sonne,
der Mond und die Sterne.
Dogen
 
Meine erste Reise in Indien brachte mich in den Süden. Ich machte eine der berühmten Backwater-Touren durch die Palmenwälder des südindischen Keralas. Ich saß auf einem Frachtboot, dass mit uns seit den frühen Morgenstunden durch malerische Wasserstraßen fuhr. Es legte an jedem Ort inmitten der scheinbar unberührten Natur an. Wir sahen spielende Kinder, die Kokosnussschalen in Spielzeug verwandelt hatten und damit tief in ihre eigene Welt eingetaucht waren. Auch würdevoll anmutende Menschen, die trotz offensichtlicher Armut Stolz in den Augen trugen und jeden Tag bewusst zu erleben schienen, faszinierten mich an diesem Tag meiner mehrmonatigen Indienreise besonders.

 Mich verzauberte der Duft des Kokosöls, den der Wind zu uns aufs Boot trug. Und auch das Rauschen der Palmen und die Vögel, die in ihren bunten Federkleidern durch die Bäume flogen und hier und dort wiederauftauchten, nahmen mich in ihren Bann. Vom Deck des Bootes aus schaute in die untergehende Sonne, die langsam in die Reisfelder, die wir mittlerweile passierten, einzutauchen schien und war hingerissen von dem Farbenspiel, welches mir der Horizont bot.

Ich saß da und plötzlich, von einem Moment auf den anderen, erfuhr ich etwas, was nicht in Worte zu fassen ist, sondern nur unmittelbar erfahren werden kann: ich war mit allen Dingen, allen Wesen auf diesem Planeten und in diesem Universum eins. Es schien, als würde sich die Begrenzung meines Kopfes auflösen und sich mein Bewusstsein über den ganzen Globus erstrecken und mit jedem Baum, Wassertropfen, Vogel und Felsen sowie mit jedem Menschen verschmelzen.

Es gab kein Ich mehr und auch kein Du. Das gestern schien im heute und im Morgen verschmolzen zu sein. Alles, was auch nur den Anschein einer Trennung gehabt hatte, hatte sich aufgelöst und war zu einer Einheit geworden. Plötzlich wusste ich so vieles. Ich verstand es nicht. Ich wusste es einfach. So, als wäre mir das Wissen aller Heiligen Schriften von einem Moment auf den anderen zu Teil geworden.

Ich weiß nicht, ob es nach Sekunden, Minuten oder Stunden war, irgendwann setzte sich ein Mann neben mich und sagte: "Mensch, du bist aber ganz schön drauf!" In dem Moment war es, als würde ich aus drei Meter Höhe auf den Boden des Bootes knallen. Und damit war sie vorbei, meine erste Einheitserfahrung in Indien.

Dieses Jahr geht es wieder nach Indien. Dieses Mal leite ich eine Reise und freue mich jetzt schon drauf, ganz frisch und neugierig dort zu sein. Von Moment zu Moment.

Lust, mitzukommen?! Weitere Infos findest Du hier


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