Montag, 23. Oktober 2017

Heute gibt's mal wieder was fürs Hirn: "mind. Eine Reise ins Herz des Menschseins."

Der Untertitel verspricht eine Reise ins Herz des Menschseins und damit in keinster Weise zu viel.

Ich musste mich ein bisschen durcharbeiten, denn 450 Seiten geballte wissenschaftliche Information aus Neurobiologie, Quantenphysik, Anthropologie und Psychologie sind nicht eben nebenbei les- und verdaubar.

Aber es lohnt sich, sich für „Mind“ Zeit zu nehmen, denn der Psychiatrieprofessor Daniel Siegel hat die Gabe Wissenschaftliches mit Persönlichem auf lesbare und spannende Art zu verbinden.

Dieses Buch ist ein gelungener Versuch, die Natur des Geistes zu erforschen: Der Autor bewegt sich durch die neuere Geschichte der Neurowissenschaften, beginnend Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, bis in die Gegenwart („die immer währende Präsenz“), immer eng verknüpft mit seiner eigenen Biografie. Letztendlich, also im Jahre 2015, landet Dr. Siegel dort, wo Weisheitstraditionen wie der Buddhismus schon vor 2.500 Jahren ankamen: Ein gesunder menschlicher Geist ist präsent, achtsam, mitfühlend und integrativ. Der Akademiker ist sich dabei auch nicht zu schade offen zuzugeben, dass die Neurowissenschaft und die Physik in den 2000ern genau an diesem Punkt steht und sich mit der Weisheit aus Jahrtausenden trifft. Seine Hochachtung gilt dem Dalai Lama genauso wie Meditationslehrern wie John Kabat-Zinn und Jack Kornfield – mit allen drei Persönlichkeiten teilt er nicht nur Ansichten, sondern auch Bühnen und veranstaltete zum Teil Workshops mit ihnen.

Wie Siegel nun diese ganze lange Geschichte aus den 80ern bis in die Gegenwart aufrollt, liest sich hochspannend. Er beschreibt zum Beispiel seine eigene College Zeit, den Antritt seines Medizinstudiums und sein anfängliches Scheitern an der Universität. Denn dort fand Siegel nicht, was er suchte: Eine sinn-volle Verknüpfung von Wissenschaft und Mensch. Seine Reise führt ihn, den immer forschenden Geist, schließlich auf Umwegen wieder zurück zur Medizin und letztendlich zur Psychiatrie und Neurowissenschaft.

Dieser Geist ist immer auf der Suche nach Integration im innen und außen und so trieb und treibt Dr. Siegel immer die Frage um: Wie kann der menschliche Geist gesundwerden und bleiben und letztendlich eine gesunde Welt für alle schaffen? Das stete Streben nach einer verbindenden Sicht auf das Gehirn und den Menschen führt ihn schließlich zu einem sehr schönen Bild: Das Rad des Bewusstseins. Im Inneren befindet sich die Nabe des Rades, unbewegt, aber bewegend – Sinnbild für das immerwährende Bewusstsein. Außen, am Rand des Rades befinden sich in vier Quadranten das, was Siegel (und andere Wissenschaftler) die acht Sinne nennen. Im ersten Quadranten lokalisiert der Psychiater die bekannten fünf Sinne, den sechsten Sinn des Körperbewusstseins im zweiten, den siebten Sinn das Bewusstsein für die eigenen Gedankenvorgänge im dritten Quadranten und schließlich, im vierten Quadranten, den achten Sinn als die Erkenntnis der Verbundenheit von allen mit allen und allem.

Die dazu gehörige Meditation kann man auf Dr. Siegels Website drdansiegel.com herunterladen und ausprobieren, allerdings auf englisch. Ich habe die wunderbare halbe Stunde sehr genossen und empfinde Siegels kreativen Ansatz als eine Erweiterung des Meditationsspektrums.

Die Einzelheiten dieser aufregenden Reise zu beschreiben würde die Spannung zerstören („spoilern“ wie es so schön auf Denglisch heißt), deswegen meine Empfehlung: Unbedingt selbst die Reise antreten und dieses wertvolle Buch erfahren und lesen!


Titel: Mind. Eine Reise ins Herz des Menschseins
Autor: Daniel Siegel
Verlag: Arbor
Preis: 38,00€
ISBN-13: 978-3867811859

Info & Bestellung

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen