Allerdings möchte ich Ihnen die Hindernisse nicht
verschweigen, die jedem Menschen vor oder spätestens in der Meditation begegnen
können. Dass in unseren Köpfen vor oder bei der Meditation schon mal der Bär
tobt oder innere Kämpfe stattfinden können, schwierige Gefühle auftauchen oder dramatische
Zwiegespräche stattfinden, die uns vom Praktizieren abhalten wollen oder
während der Meditation dafür sorgen, dass wir uns keine drei Atemzüge lang
konzentrieren können, weiß wohl jeder der über einen längeren Zeitraum
meditiert, aus eigener Erfahrung. Es ist also vollkommen normal, dass Meditierenden
der Kopf schwirren kann, Unruhe sie übermannt, Langeweile sie einschlafen lässt
und Zweifel nicht enden wollenden Schleifen durch die Hirnwindungen machen. Sie
sind also nicht allein, wenn Sie bereits nach 2 Minuten das Gefühl haben,
bereits 20 Minuten auf dem Kissen gesessen zu haben oder Sie gegen Gedanken
ankämpfen müssen, die Ihnen vermitteln wollen, dass es noch viel Wichtigeres zu
tun gäbe, als herumzusitzen und nichts zu tun.
Vielleicht werden Sie sich an dieser Stelle fragen,
warum man dann überhaupt meditieren soll?! Zahlreiche Forschungen haben belegt,
dass wir sowohl physisch als auch psychisch ungeheuer davon profitieren, wenn
wir uns täglich für 20 oder 30 Minuten in Stille begeben. Mit fortschreitender Meditationserfahrung
werden die Phasen der Unruhe, Müdigkeit, Zweifel kürzer und die Zeiten der
Stille, Gelassenheit und des Gleichmuts länger. Und der Widerstand, sich aufs
Kissen zu begeben nimmt ab.
Fünf mögliche Hindernisse
Diese
Zustände brauchen nicht chronologisch vor oder während der Meditation auftauchen,
sondern können Sie irgendwann aufsuchen. Sie machen also nichts falsch, wenn
Sie diese Erfahrungen machen. Es handelt sich dabei lediglich um zutiefst
menschliche mentale Zustände.
1. Verlangen
2. Widerstand
3. Ruhelosigkeit
4. Schläfrigkeit
5. Zweifel
Vielleicht
hilft Ihnen das folgende Bild, um zu verstehen, was mit diesen Zuständen
gemeint ist: Es heißt, dass der Geist wie das Firmament des Himmels ist: klar,
blau und endlos. Die Hindernisse sind wie Wolken, die den Himmeln verdunkeln.
Verlangen kann wie aus dem Nichts
vor oder während der Meditation aufsteigen. Vielleicht ist es so etwas Großes
wie das Verlangen mit dem Menschen den Sie lieben - am besten anstatt zu
meditieren, - oder spätestens sofort nach der Meditation Sex zu haben. Den
stellen Sie sich – sollten Sie es überhaupt aufs Kissen geschafft haben - dann
vielleicht während der ganzen Meditation lebhaft vor. Es kann auch sein, dass
Ihnen plötzlich ein Pullover, ein Stuhl, ein Fahrrad in den Sinn kommt das Sie auf
dem Weg nach Hause in einem Schaufenster gesehen haben und Sie es unbedingt
besitzen wollen. Dann verzichten Sie vielleicht lieber auf die Meditation und
kaufen stattdessen ein, oder Ihre Gedanken kreisen während der ganzen
Meditation nur noch um Ihr Objekt der Begierde. Es kann aber auch das Verlangen
nach einem bestimmten Zustand während der Meditation sein wie einem Gefühl der
Ruhe, Liebe oder Stille.
Widerstand ist
die Kehrseite des Verlangens und kann sich auf ganz mannigfaltige Weise zeigen.
Abneigung gegen die Länge einer Sitzmeditation, gegen eine bestimmte Meditation,
die Uhrzeit ….
Ruhelosigkeit sorgt dafür, dass es uns schwerfällt, uns aufs Kissen zu begeben oder dort den
Körper über einen längeren Zeitraum still zu halten. Ist sie besonders stark,
kann sie uns sogar dazu bewegen, die Meditation abzubrechen.
Schläfrigkeit taucht
besonders gerne nach einem langen Arbeitstag auf. Auf sie zu achten, ist
schwierig, weil dies leicht zu einer Rutschbahn zum Wegdösen werden kann.
Zweifel ist
das gefährlichste der fünf Hindernisse, weil sie dazu führen können das man das
Meditationskissen in die Ecke wirft. Gedanken wie: „Ich kann das nicht!“ oder
„Diese Meditation ist nicht die richtige für mich.“ oder „Diese Übungen funktioniert
bei anderen, aber wahrscheinlich passt Salsa-Tanzen doch besser zu mir“.
Aus Hindernissen keine Probleme
machen!
Sollten
Sie sich auf die hier vorgestellten Meditationen einlassen und vor oder während
der Meditation eines der Hindernisse auftauchen, machen Sie sich bewusst, dass
es sich dabei nicht um ein Problem handelt. Machen Sie auch keins daraus. Machen
Sie es lieber folgendermaßen: Bemerken Sie einfach, was gerade in Ihrem Geist auftaucht, benennen Sie
es und nehmen Sie es einfach nicht persönlich! Sagen Sie sich lieber „Ach, das
ist ja interessant, so fühlt sich Begierde oder Ruhelosigkeit an.“ Wenn Sie es einfach
da sein lassen, was ist, werden sich diese Hindernisse verändern. Wenn Sie
hingegen versuchen, sie loszuwerden, gehen Sie den Hindernissen nur auf den
Leim. Seien Sie lieber neugierig und wach für das, was sich Ihnen zeigt!
Los
geht’s!
Atemmeditation
Diese
Meditation ist besonders dann empfehlenswert, wenn Sie relativ entspannt sind
und Ihnen nicht zu viele Gedanken durch den Kopf gehen oder Sie einen Tag
hinter sich haben, an dem Sie bereits viel gemacht haben.
Kommen
Sie in eine aufrechte Sitzhaltung. Achten Sie darauf, dass Sie entspannt und
konzentriert gleichermaßen sind. Lassen Sie sich ein paar Atemzüge Zeit, um in
dieser Haltung anzukommen. Vielleicht wollen Sie sich noch einmal räkeln und
strecken, oder den Kopf von Seite zu Seite bewegen. Im Idealfall stellen Sie sich einen Timer. Wie
wäre es, wenn Sie mit 10 Minuten beginnen und sich dann langsam steigern auf 20
Minuten und dann auf 30 Minuten. Richten Sie dann Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre
Atmung, ohne diese in irgendeiner Weise zu beeinflussen oder zu verändern.
Bleiben Sie „einfach“ nur bei Ihrer Atmung. Sollten Sie sich in irgendeine der
fünf Hindernisse verstricken, so versuchen Sie, das Hindernis zu benennen, sich
davon zu distanzieren und dann wieder zur Beobachtung Ihres Atems zurückzukehren.
Es kann sein, dass sie 100 Mal zurückkehren müssen. Das ist nicht schlimm,
sondern ganz normal. An einem anderen Tag werden es nur 20 Mal sein.
SO
HAM Meditation
Diese
Meditation empfiehlt sich besonders an solchen Tagen, an denen Sie genervt,
ungeduldig wütend sind, weil Sie mit einer Situation im Unfrieden sind oder
aber Sie verärgert sind, weil das Leben nicht so will, wie Sie es gerne hätten.
Das Mantra SO HAM ist eine wunderbare Möglichkeit, um eine
Achtsamkeitsumlenkung vorzunehmen und um wieder ins Hier und Jetzt zu kommen.
Einatmend denken Sie sich: So! Ausatmend denken Sie sich: Ham! Konzentrieren
Sie sich mit der ganzen Aufmerksamkeit auf das Mantra, weil sich unser Geist
nicht auf zwei Sachen gleichzeitig ausrichten kann. Wiederholen Sie das Mantra
nach Möglichkeit 108 Mal oder 5 – 10 Minuten. Sollte eines der Hindernisse Sie
abhalten wollen, wie zum Beispiel der Zweifel, dann nehmen Sie diese einfach
wahr und machen Sie die Meditation trotzdem.
Hörmeditation
Diese
Meditation empfiehlt sich besonders dann, wenn Sie zu vielen akustischen Reizen
ausgesetzt waren oder Sie über einen längeren Zeitraum konstante Geräusche
gehört haben. Sie unterstützt Sie darin, wieder auf das Wesentliche zu hören.
Machen Sie diese Übung an einem Ort, an dem keine konstanten Geräusche sind.
Suchen Sie sich eine aufrechte Sitzhaltung und lassen Sie sich hier nieder.
Gehen Sie dann mit der Aufmerksamkeit zu Ihren Ohren und fragen Sie sich: „Welche Geräusche nehme ich gerade in
mir selbst wahr?“ Versuchen Sie, achtsam und wertfrei zuzuhören: Ohne
Zuordnung. Ohne Geschichte. Nehmen Sie nur die Geräusche wahr. Nehmen Sie das
Entstehen und Vergehen der Klänge wahr. Weiten Sie Ihre Wahrnehmung aus und
achten Sie darauf, was Sie in der Ferne hören können. Auch hier gilt: Die
Klänge bitte nicht interpretieren. Wenn es Ihre Ohren erlauben, dann richten
Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Geräusche, die ganz weit weg sind und möglicherweise
sogar den Himmel miteinschließen. Verweilen Sie in den verschiedenen Distanzen
nach Möglichkeit je 5 Minuten: Ganz nah. Nah. Fern. Ganz weit weg. Sollte eine
der fünf Hindernisse auftauchen, lassen Sie sich davon nicht ablenken.
Tipp: Machen Sie diese Meditationen nach Möglichkeit immer zur gleichen Zeit und am gleichen Ort. Das macht es Ihrem Geist leichter, sich auf die Meditation einzulassen und Sie werden die Hindernisse mit der Zeit besser kennenlernen und sich nicht länger von Ihnen beeinflussen lassen.
Wenn Sie tiefer eintauchen wollen in die Meditation, dann können Sie den Online-Kurs ausprobieren:
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