Samstag, 19. Juni 2021

 

Foto: Wilding Schoes
Glücksmomente pur: Barfuss gehen

Ich liebe es! Ich tue es! Ich genieße es! Mit nackten Füssen zu gehen, finde nicht nur ich schön. Es gehört eigentlich zu den schönsten Erfahrungen des Menschseins. Eigentlich. Irgendwie ist diese Gangart im Laufe der Jahrhunderte aber auf der Strecke geblieben. Das liegt möglicherweise am Asphalt. Aber: Wir können uns diese zutiefst archaische Erfahrung Schritt für Schritt zurückerobern und besonders beim Barfuß wandern in der Natur dadurch ein neues Gefühl von Freiheit erleben.

Es gibt sie und es werden immer mehr! Junge und ältere Menschen, die ohne Schuhe in Parks spazieren gehen oder mit nackten Füßen Gipfel erklimmen. Barfuß wandern liegt im Trend. Das ist auch gut so, denn durch das Tragen konventioneller Schuhe mit dicken und steifen Sohlen und Fußbetten wird verhindert, dass die Fußmuskulatur gefordert und trainiert wird. 

Solltest du noch keine Erfahrung damit gemacht haben, oder Angst davor haben, dich zu verletzen, lass diese Sorge samt Schuhen zu Hause. Es lohnt sich! Barfuß gehen tut nicht nur den Füßen gut, sondern es:

-        aktiviert alle Sinne und Organe

-        bringt uns in Kontakt mit einem Gefühl von Freiheit

-        fordert und stärkt die Fuß- und Beinmuskulatur

-        unterstützt das Immunsystem

-        stellt eine unmittelbare Verbindung zur Natur her

-        führt zu einer besseren Trittsicherheit

-        verhindert Fußpilz und Schweißfüße

 

Der richtige Gang

Scharrst du jetzt etwa schon mit den Füßen?! Dann schalte aber bitte vor deiner ersten Barfußwanderung einen Gang runter und nimm deine Füße genauer unter die Lupe. Barfuß gehen ist nicht gleich barfuß gehen. Es will gelernt werden. Normalerweise gehen wir im Fersengang. Er ist uns in Fleisch und Blut übergegangen und viele Trainer und Physiotherapeuten halten ihn sogar für empfehlenswert. Der Barfuß-Experte Dr. med. Hans-Peter Greb sieht darin hingegen die Ursache vieler Fußbeschwerden, weil der Fuß beim Fersengang abgerollt wird: Zuerst berührt die Ferse den Boden und dann der Ballen. Diesen Schritt lernen auch die Soldaten beim Militär. Unbewusst „marschieren“ auch wir durch unser Leben. Dadurch haben wir jedoch sowohl den Kontakt zu uns selbst als auch zu Mutter Erde verloren. Diese Gangart führt nach Ansicht von Dr. Greb zu Beschwerden aller Art – angefangen bei Gelenkerkrankungen, über Atemwegsbeschwerden, Allergien bis hin – auch wenn es kaum zu glauben ist - zu Lernschwächen.

Glücklich durch den Ballengang

Der Ballengang ist nach Ansicht von Dr. Greb die natürlichste Art des Gehens. Sie ist uns angeboren und mit ihr erkunden wir die ersten Kilometer unseres Erdendaseins.  Hierbei gehen wir auf dem Vorfuß. Dies ist auch die Gangart des Tänzers, der auf dem Ballen übers Parkett gleitet. Es gibt aber auch zahlreiche Situationen, in denen wir gar nicht anders können, als den Ballengang zu verwenden – wenn auch unbewusst: beim Rückwärts- und Seitwärtsgehen, beim Schleichen und natürlich beim Barfuß gehen – und wer hätte das gedacht - beim Boxen. Würde ein Boxer seinen Gegner im Fersengang angreifen, würde er noch beim ersten Schlag aus dem Ring fallen.

Dr. Greb bezieht sich hinsichtlich der wohltuenden Wirkung des Ballengangs gerne unter anderem auf eine amerikanische Studie mit schwer depressiven Menschen. Fünf Mal pro Tag mussten sie in den fünften Stock laufen und befreiten sich so Schritt für Schritt von ihrer Depression. Ob es nun an der Bewegung selbst oder aber an der Art der Bewegung lag, dass diese Menschen wieder zu einer positiveren Stimmung gelangten, bleibt offen. Für Dr. Greb aber trug die leichte, tänzerische Gangart mit dazu bei, dass es diesen Menschen wieder besser ging.  

Der Ballengang in der Praxis

Probiere doch gleich einmal diese beiden Gangarten aus! Ziehe dazu die Schuhe aus und stelle dich entspannt in den Raum. Geh dann einfach los. Wie hören sich deine Schritte an und wie nimmst du diese in den Knien, den Hüften und dem restlichen Körper wahr?! Wenn du zuerst mit der Ferse auftreten, sind normalerweise Erschütterungen zu spüren, die Knochen und Gelenke vibrieren lassen und langfristig an Knien, Hüften, Bandscheiben zu jenen Schäden führen, die als altersbedingte Abnutzungserscheinungen bezeichnet werden. Kannst du diese Wahrnehmung bestätigen?

Geh dann als nächstes im Ballengang durch den Raum. Lass zuerst den Vorfuß entspannt nach unten zeigen. Komm dann mit dem äußeren Vorfuß zuerst auf, fast zeitgleich mit dem Ballen und zuletzt berührt die Ferse den Boden. Was nimmst du jetzt wahr? Kannst du jetzt spüren, dass diese Art des Gehens viel weicher und angenehmer für deinen ganzen Körper ist?

Den Weg der Mitte gehen

Die nächste und auch größere Barfußübung kannst du in der Natur machen. Beginne mit Barfußmeditationen, kurzen Spaziergängen oder kleinen Wanderungen im eigenen Garten oder deinem Lieblingspark oder einem der wunderschönen Barfußparkours. Aber bitte Schritt für Schritt und achtsam. Mache dir bewusst, dass deine Füße sich erst an den Ballengang gewöhnen müssen. Weniger ist manchmal mehr! Lieber langsamer, aber dafür voller Genuß. Sobald du geübter sind, lohnt es sich, Barfusswanderungen zu machen. Gleichzeitig gibt es aber wie bei allem auch hier Grenzen. Geht der Weg steil bergab oder wird der Untergrund zu scharfkantig, solltest du die Schuhe ruhig wieder anziehen. Ob du den Rest des Weges wie ein Tänzer den Pfad entlanggleitest, wie ein Boxer tänzelst, oder wie ein Mönch achtsam Barfuß Schritt für Schritt gehst, bleibt dir überlassen, aber genieße mit jedem Millimeter deine Füße! Und wenn du abends nach einem solchen Ausflug wieder zu Hause bist, gönne deinen Füßen ein heißes Fußbad und eine schöne Fußmassage. Deine Füße werden es dir danken.

Last but not least: Solltest du dich unwohl fühlen mit dem Gedanken, Barfuß Gipfel zu erklimmen, könntest du alternativ mit Barfussschuhen wandern. Sie sind bequem und aus umweltfreundlichen Materialen hergestellt und stellen eine gesunde Alternative zu schweren Bergschuhen dar. Ich hatte sie auf dem Franziskusweg in Italien dabei und habe es sehr genossen, sie im Wechsel mit den Wanderschuhen zu tragen.

Ich persönlich liebe die Schuhe von Wildling.

Barfussschuhe:

www.wildling.shoes: Vom federleichten Washi-Stoff bis zur robusten Nordwolle, ob gedeckte oder leuchtende Farbtöne - der neue Lieblings Wildling wartet nur darauf, entdeckt zu werden und den individuellen Stil zu unterstreichen.

Zum Weiterlesen:

Carsten Stark: Füße gut, alles gut. Ganzheitlich gesund ohne Einlagen, Medikamente und OP. Südwest, München 2014.

Doris Iding: Achtsam in drei Atemzügen. Irisiana Verlag, München 2019

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