Es gibt kaum einen Menschen, der nicht dahinschmilzt, wenn eine gute Klangschale angeschlagen wird. Woher sie stammen und das eine Klangschale nicht einfach eine Klangschale ist, erfährst du hier.
Heute möchte ich gerne ein paar Fakten zum Thema Klangschalen mit euch teilen. Ich finde es bei allem immer spannend zu wissen, wo die Dinge, die uns so tief berühren ihre Wurzeln haben.
Ihren Ursprung haben Klangschalen im ostasiatischen Raum: China, Japan und Burma. Ihre Vorläufer waren die sogenannten Standglocken. Das sind halbkugelige Bronzegefäße, die mit der Öffnung nach oben auf dem Boden standen und mit einem Holzklöppel angeschlagen wurden. Tempelglocken bilden eine Sonderform dieser Vorläufer, und blicken auf mehr als 5.000 Jahre Geschichte zurück. Sie ähneln unseren Kirchenglocken, die aber gut 1.500 Jahre jünger sind. Je nach Verbreitungsgebiet entstanden daraus verschiedene Klangschalenarten, wie wir sie heute kennen, unterscheiden sich allerdings je nach Qualität sehr im Klang- und Schwingungsverhalten. Die meisten Klangschalen, die heute in unseren Breitengraden erhältlich sind, aus Indien, Nepal, Tibet, Japan oder China.
Die ursprüngliche Verwendung der Bronzeschalen ist ebenfalls ungeklärt. Sicher aber ist, dass sie als Signalgeber und Alltagsgegenstände verwendet wurden. Dabei erfüllte sie gleich mehrere Aufgaben. Zum einen bewahrte man Speisen und Flüssigkeiten in ihnen auf und zum anderen wurden sie verwendet, um die Lebensmittel mit Mineralien wie Eisen oder Kupfer anzureichern. Hier finden sich parallelen zur Ernährungslehre des mehr als 5.000 Jahre alten Ayurveda oder der Alchemie. In Klöstern werden die Metallschalen auch als Opfergefäße verwendet. Auch Wandermönche verwendeten sie auf ihren Bettelgängen um darin Speisen entgegenzunehmen. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um Klangschalen, sondern eher um einfache Metallschalen.
Einige Formen der Klangschalen, so wie die japanischen Klangschalen, dienten auch seit jeher als Musikinstrumente oder finden im traditionellen Zen-Buddhismus Anwendung. Belege über die rituelle Verwendung von Klangschalen oder den Gebrauch im Heilswesen gibt es allerdings nicht. Entsprechende Geschichten basieren meist auf Legenden, Sagen oder Mythen.
In jüngerer Zeit werden sie auch oft von findigen Werbeleuten kreiert, um das Interesse der Kunden zu wecken und die Verkaufszahlen zu steigern. Doch selbst wenn es einen geheimen Gebrauch der Klangschalen im Rahmen von Tranceritualen oder Heilungszeremonien gegeben haben sollte, so hat dieser sicher nichts mit der Klangmassage oder Klangtherapie zu tun, wie wir sie heute hier im Westen kennen. Die Klangmassage, bei der Klangschalen auf und um den bekleideten Körper positionier und angeklungen werden, wurde erst von Peter Hess entwickelt. Er machte 1984 in Nepal tiefgreifende Erfahrungen in Nepal und entwickelte danach für die Menschen im Westen unterschiedlichste Methoden.
Klangschalen erobern den Westen
Im Westen verbreiteten sich Klangschalen durch die Hippie-Bewegung Ende der 1960er Jahre. Viele Menschen reisten nach Indien und Nepal und suchten dort nach tiefen spirituellen Erfahrungen und begegneten auf ihrem Weg den „singenden Schalen“. Sie waren tief berührt von den Klängen, die sie in tranceähnliche Zustände führten, in denen sie bewusstseinserweiternde Erfahrungen machten und ihrem Wesenskern näherkamen oder ihn sogar unmittelbar erfuhren.
Viele brachten Klangschalen von ihrer Reise mit nach Hause zurück und vermittelten den Menschen im Westen ein ganz neues Verständnis von Musik und Klang. Besonders beeindruckend sind die Zeugnisse von Joachim-Ernst Berendt (1922-2000). Mit seiner Hörsoiree „Nada Brahma – Die Welt ist Klang“ und seinen Büchern begeisterte er ein großes Publikum. Auch heute noch zählt sein Werk Nada Brahma in meinen Augen zu den Grundlagenwerken, wenn es um ein tiefes spirituelles Verständnis von Klang und Musik geht.
Ein anderer Pionier für die Klangarbeit war der französische HNO-Arzt und Wissenschaftler Alfred Tomatis (1920-2001), der sich der Erforschung der engen Verbindung von Stimme, Gehirn und Ohr verschrieben hatte und Bücher wie „Der Klang des Universums“ oder „Klangwelt Mutterleib“ veröffentlichte. Wie bereits erwähnt, entwickelte Peter Hess 1984 die Klangmassage mit Klangschalen – eine ganzheitliche Entspannungsmethode. Im Laufe von mehr als 30 Jahren entstanden darauf aufbauend zahlreiche Klangmethoden, die einen gezielten Einsatz der Klänge von Klangschalen und Gongs in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern von Wellness und Prävention, Pädagogik und Beratung, Coaching und Therapie sowie in Heil- und Heilfachberufen darstellen. Die Faszination für das Phänomen „Obertöne“ findet sich seit dieser Zeit auch in verschiedenen therapeutischen Ansätzen.
Verschiedene Klangschalenarten
Mit dem zunehmenden Interesse an den klingenden Bronzeschalen entwickelte sich auch ein immer größerer Markt für Klangschalen unterschiedlichster Form, Größe sowie Klang- und Schwingungsqualität. Nur wenige dieser Instrumente sind für die Arbeit mit Klangschalen am Körper – wie zum Beispiel auch dem KlangYoga - geeignet.
Grundsätzlich ist hinsichtlich der Klangschalenart zwischen Schalen zu unterscheiden, die gegossen werden und solchen, die nach traditioneller Weise geschmiedet werden. Bei allen Klangschalenarten besteht das Rohmaterial aus einer mehr oder weniger hochwertigen Bronzelegierung, die aus 5-12 verschiedenen Metallen besteht, wobei Zinn und Kupfer den Hauptteil der Legierung bilden.
Die am weitesten verbreitete Klangschalenart, auch als Klassische Klangschale bezeichnet, ist die sogenannte Tibetische Klangschale. Der Name ist jedoch irreführend, da diese Schalen normalerweise in Indien oder Nepal gefertigt werden. Diese Klangschalen auch für Peter Hess und seine Therapieklangschale ein Vorbild. Sie zeichnet sich durch eine typisch ausladende Form aus. Es gibt sie in unterschiedlichsten Größen bis etwa 4 kg. Die Randstärke kann dabei variieren, typisch hingegen sind die Spuren von Hammerschlägen auf der Oberfläche. Charakteristisch ist ihr obertonreicher Klang, der sphärisch anmutet.
Die verschiedenen Arten unterscheiden sich in Klang- und Schwingungsqualität enorm voneinander. Für Klangübungen auf dem Körper ist eigentlich nur die Klassische Klangschale zu empfehlen und auch hier gibt es leider inzwischen nur noch wenige Exemplare, die klanglich und vor allem in Hinblick auf ihr Schwingungsverhalten wirklich für die Körperarbeit geeignet sind. Besonders empfehlenswert finde ich die Klangschalen von Peter Hess. Ich arbeite seit einigen Jahren mit ihnen und habe das Gefühl, sie berühren mein Herz und all die Zellen meines Körpers unmittelbar.
Hier noch ein Buchtipp zum Thema
Autor: Emily Hess
Titel: Klangyoga. Freude - Rhythmus - Kraft
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