Mittwoch, 7. September 2016

Achtsame Schule für alle!

Heute gibt es mal wieder eine Buchempfehlung! Dieses Mal rechtzeitig zum Schulanfang!

Als ich das Buch von Daniel Rechtschaffen in die Hände bekommen habe, habe ich mir gedacht, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich selbst die Chance gehabt hätte, einen von Daniel Rechtschaffen in Achtsamkeit angeleiteten Lehrer zu haben. Dann wäre ich wahrscheinlich nicht vom Internat geflogen und hätte auch nicht die Mittlere Reife mit drei "5" abgeschlossen. Kurz gesagt: vieles in meiner „Schulkarriere“ wäre anders verlaufen, hätte mir und auch meinen Eltern einen Haufen Stress erspart und ich hätte die Freude am Lernen entwickeln können, die ich mir erst viel später selbst beigebracht habe!

Leider ist es immer noch traurige Wirklichkeit, das so ein relativ einfach in die Tat umsetzbares Konzept wie das Achtsamkeitstraining (wenn man es denn so nennen will) nicht völlig normal an unseren Schulen ist.

In vielen Firmen, seien es Großkonzerne oder mittelständische Betriebe, werden immer mehr Achtsamkeitskurse, MBSR-Trainings und auch Business Yoga Einheiten angeboten. Nun stammt Daniel Rechtschaffen, der Autor dieses interessanten Buches, aus den USA und stellt auch einige dort teils staatlich unterstützte Programme zur Achtsamkeit in Schulen vor, berichtet gar von einem Round Table der Obama Administration zum Thema, zu dem er eingeladen wurde.

Daniel Rechtschaffens Buch „Die Achtsame Schule“ ist allerdings auch hier wegen ganz ähnlich gelagerter Problematik an deutschen Schulen brisant: Mobbing, Aufmerksamkeitsstörungen, Aggression, Spannungen zwischen Schülern unterschiedlicher Kulturen, Traumata und Kommunikation sind auch hierzulande gigantische Probleme, die die betroffenenen LehrerInnen zur Verzweiflung treiben.

Umso logischer, dass Rechtschaffen die LehrerInnen, die mit ihren Schülern Achtsamkeit praktizieren wollen, zunächst auffordert, bei sich selbst zu beginnen. Gerade Kinder und Jugendliche durchschauen, wenn ihnen etwas vorgegaukelt wird und Erwachsene nicht authentisch sind.

Auch zur Ausstattung des Klassenzimmers macht der Therapeut konkrete Vorschläge, zum Beispiel die so genannte „Friedensecke“, in die sich SchülerInnen zurück ziehen dürfen, wenn sie unruhig, aggressiv oder traurig sind. Dabei betont Rechtschaffen immer die Freiwilligkeit aller Angebote, die das pädagogische Personal anbietet: Kinder und Jugendliche wollen nicht noch ein weiteres Schulfach, einen weiteren Zwang und Pflichten auferlegt bekommen, sondern die Chance erhalten, etwas neues zu erfahren.

Auch zum Thema „coolness“ im Alter zwischen 11 und 17 Jahren weiß der Familientherapeut einiges zu sagen: Zwar erscheine es den SchülerInnen zunächst oft sehr uncool, ihr Herz zu öffnen, aber wenn der Lehrer oder die Lehrer dies authentisch, weil selbst mit weit geöffnetem Herzen ausgestattet, vermittelt, kann dies fast nicht schief gehen. Kann aber auch mal daneben gehen. So solle man sich darüber im Klaren sein, dass es darum gehe, aus Fehlern zu lernen, nicht darum, keine zu machen. Sehr wahr.

Bitte ein Exemplar in alle 16 Kultusministerien und an alle Lehrer in Deutschland, ach auf der ganzen Welt!





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