Dienstag, 22. November 2016

Mitgefühl statt Selbstoptimierung als Schlüssel zum Glück

Seit vielen Jahren boomt die Hirnforschung. Regelmäßig werden neue, zum Teil bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich der Psychologie und der Neurowissenschaften gewonnen. Der Fokus der westlichen Psychologie lag in den letzten Jahren auf Gefühle wie zum Beispiel Selbstunsicherheit, Aggression oder mangelndes Durchsetzungsvermögen, da sie als symptomatisch für unsere moderne Gesellschaft bezeichnet werden können. Die Versuche den menschlichen Geist zu erfassen und Maßnahmen zu entwickeln das ICH zu stärken, haben jedoch dazu geführt, dass wir habgieriger und narzisstischer geworden sind. Wir sind größtenteils mit unserer Selbstdarstellung beschäftigt und verfolgen das Ziel stets eine perfekte „Performance“ abzuliefern. Erhält diese aber keinen Beifall, quälen uns Gefühle der Scham, der Angst oder der Selbstkritik.

Doch was geschieht wenn wir nun einen anderen Weg gehen, nämlich weg von der Selbstoptimierung als Schlüssel zum Glück hin zu mehr Mitgefühl, d.h. sensibel zu sein für das eigene Leiden und das anderer, verbunden mit dem tiefen Wunsch alle Lebewesen davon zu befreien? Der Psychologe, Universitätsprofessor und Therapeut Russell Kolts und die buddhistische Nonne Thubten Chodron verbinden in ihrem tief inspirierenden und bemerkenswerten Buch beide Paradigma. Wissenschaftliche Erkenntnisse und traditionell buddhistische Weisheiten schließen sich keineswegs aus sondern komplementieren sich auf eine sehr plausible Art und Weise in ihren eigenen Betrachtungsweisen. Mit Ihrem Buch geben uns die Autoren ein praktisches Werkzeug an die Hand um Mitgefühl in unser Leben zu bringen und damit inneren Frieden, Gelassenheit und Glückseligkeit zu erfahren.

Das Buch ist auf sehr verständliche, leicht nachvollziehbare Art und Weise geschrieben. Es gliedert sich in 6 Teile. Diese Kapitel bilden ein sehr stimmiges Gesamtpaket, können aber auch für sich alleine gelesen werden. Das macht unter anderem eine Besonderheit des Buches aus, denn dieser Aufbau bietet die Möglichkeit sich immer wieder zwischendurch Inspirationen zu holen. Zunächst gehen die Autoren der wahren Natur des Mitgefühls auf den Grund und klären über verschiedene Mythen auf. Im Anschluss stellen Sie sukzessive Beiträge, Methoden und Übungen vor um den Geist und das Gehirn so zu transformieren, dass wir in der Lage sind an unsere innersten Werte wie Güte und Mitgefühl anzuknüpfen um letztlich die Beziehung zu uns selbst und allen Wesen freundlicher und wohlwollender gestalten zu können.

Mein Fazit: Ein bemerkenswertes und hoffnungsvolles Buch mit pragmatischem Ansatz. Es berührt unsere tiefe Sehnsucht, dass alle Lebewesen frei sein mögen von Leid. Ein Weg, der durch das bewusste Entwickeln von Mitgefühl uns allen, ohne Ausnahme, offen steht.



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