Mittwoch, 2. November 2016

Was genau ist Glück?! Und wo finden wir es?! Die Yogalehrerin Romana Lorenz-Zapf hat hierzu einige Antworten!

Wahres Glück ist von nichts abhängig. Es ist einfach präsent. Leichter gesagt, als getan. Was aber genau ist Glück eigentlich? Darunter versteht ein jeder Mensch etwas Anderes. Die Yogalehrerin Romana Lorenz-Zapf beschäftigt sich besonders intensiv mit der Frage nach dem Glück und kennt einen Weg zum Glück! Yoga! In einem Interview hat sie mir alle Fragen beantwortet, die mit Glück und Yoga zusammenhängen!


Alle Menschen streben nach Glück! Diese Aussage vom Dalai Lama macht deutlich, dass das Bedürfnis Leid zu vermeiden und Glück zu erfahren, dem Menschen innewohnt. Welche Bedeutung hat Glück für Dich persönlich?

Romana: Glück bedeutet für mich, zufrieden zu sein. In egal welcher Situation ich mich gerade befinde, was ich gerade tue oder mit wem ich zusammen bin, die Fähigkeit inne zu halten, dankbar zu sein und den Augenblick zu genießen. Dazu gehören natürlich einige Faktoren, wie z.B. Vertrauen in andere zu haben und sich selbst sowie die Liebe den Menschen und dem Leben gegenüber.Denn Misstrauen schafft negative Gedanken, ebenso wie das Gefühl im Mangel zu leben. Wenn man immer darauf schaut, was man nicht hat, immer das Gefühl hat betrogen zu werden oder vorsichtig sein muss, kann das Leben keinen Spaß machen.

Glück hat für mich also sehr viel damit zu tun, wie meine Einstellung gegenüber dem Leben und meinen Mitmenschen ist. Ich liebe es, den Morgen damit zu beginnen mir bewusst zu machen, was mein Leben reich macht und dafür Dankbarkeit zu empfinden.

Glück bedeutet somit für mich, die vielen Kleinigkeiten und Wunder innerhalb der eigenen Welt zu erkennen, die man sehen kann oder nicht, je nachdem, wie man auf die Welt schaut.


Was war für dich der glücklichste Moment seit Du dich mit Yoga beschäftigst?

Romana: Es gab für mich nicht „den“ einen glücklichen Moment. Es gab einfach viele. Es macht mich unglaublich glücklich, wenn meine Tochter mir mit offenen Armen strahlend entgegenläuft. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit, dass ich mein Geld mit etwas Sinnvollem verdienen und Menschen helfen darf. Und es gibt immer wieder sehr glückliche Shavasana Momente, Erlebnisse der Erkenntnis und Momente, in denen sich mein Bewusstsein erweitert, Augenblicke in denen ich Dinge wahrnehme, die mir vorher verborgen blieben und die sich durch Yoga geöffnet haben.

Ganz besonders glücklich macht es mich, wenn ich feststelle, dass ich Menschen durch meine Worte berühren, bewegen und inspirieren kann. Das ist tatsächlich etwas, dass erst durch Yoga entstanden ist.


Und was verbindest Du mit dem Begriff Lebensglück?

Romana: Eine interessante Frage. Das Lebensglück ist etwas, das für die meisten Menschen schwer zu greifen ist. Ein großes Wort, das oftmals eine ebenso große Erwartungshaltung hervorruft. Jeder verbindet mit dem Wort etwas anderes. Ich verbinde mit dem Begriff die Liebe.

Ohne Liebe ist für mich Lebensglück nicht möglich. Das beginnt mit der Liebe zu mir selbst, geht weiter zu den Menschen in meinem Leben und auf dieser Erde, die alle Teil eines großen Ganzen sind. Ohne die Menschen hier, wäre die Welt nicht, wie sie ist. Die Interaktion mit anderen Menschen spielt eine große Rolle in unserer Entwicklung und unserem Sein. Ohne das können wir uns weder Abgrenzen noch als die Person erfahren, die wir sind.

Die Welt zu erleben und zu entdecken macht am meisten doch gemeinsam Spaß. Erlebnisse zu teilen, sich darüber auszutauschen und zu sehen, wer wir in Bezug zu den anderen um uns herum sind oder sein wollen, macht das Leben doch lebenswert und spannend. Und die Liebe ist es, die uns auf unserem Weg verbindet und zusammenhält. Die Liebe ist es aber auch, die uns am meisten herausfordert. Und die Liebe ist es, die uns auf der anderen Seite auch heilt.


Welche Rolle spielt Glück deiner Ansicht nach im Yoga?

Romana: Yoga kann Dich zum Glück führen, indem Du dadurch Deine „falsche“ Wahrnehmung auf die Welt abstreifst. Der Weg ist, die Gedankenwellen, die in uns wirken zu beobachten und zu verstehen, dass diese zwar in uns wirken und eine Auswirkung auf uns haben, aber unser wahres Selbst davon unbeeinflusst ist.

Die Gedanken sind zwar ein Teil von uns und ein machtvolles Werkzeug, aber unser wahres Selbst ist unverändert und beständig. So ist es zwar eine Herausforderung, sich von seinen Gedanken abzugrenzen aber durchaus lohnenswert. Am Ende des Regenbogens wartet der Topf voll Gold J (wenn ich das hier so als Synonym für das Glück ausdrücken darf)

Welcher Bereich im Yoga macht Dich persönlich glücklich?

Am glücklichsten macht mich die Balance. Der Vers 1.12 aus dem Yoga Sutra, der besagt:  abhyasa-vairagya-abhyam tan-nirodhah

Übersetzt bedeutet dies, dass die Balance aus Beharrlichkeit (Abhyasa) und Gelassenheit (Vairagya) zur Ruhe führt und dadurch der Zustand des Yoga erreicht wird.

Das bedeutet zum Beispiel für die Yogapraxis, beharrlich zu üben aber dabei entspannt zu bleiben. Für mich bedeutet es jedoch auch, in allem die Balance zu suchen. Den Körper über die Asanas in Balance zu halten, die Gedanken damit auch zur Ruhe zu bringen, über die Meditation und Reflektion zu erkennen, was wahrhaftig ist. Es bedeutet für mich aber auch das Lesen und Studieren des Yoga Sutras und damit in das Fühlen dessen einzusteigen, was sonst versucht wird, intellektuell zu verstehen. Das macht mich persönlich sehr glücklich.


Was hältst Du von der Aussage „Glück ist Kopfsache!“ ?

Romana: Diese Aussage ist mir zu einfach. Man kann in einer Lebenskrise sicher nicht einfach denken „alles ist gut“ und damit wieder glücklich sein. Andererseits ist darin auch ein Funken Wahrheit, denn Menschen mit einer bestimmten Einstellung und Lebensweise sind tatsächlich glücklicher, wie Glücksforscher auf der ganzen Welt herausgefunden haben.

Somit ist Glück für mich nicht nur „Kopfsache“, sondern es liegt auf einer viel tieferen und unbewussten Ebene. Meine Glaubenssätze sind da sicher ausschlaggebend und meine Erfahrungen, die ich im Leben gemacht habe. Meine Persönlichkeit spielt hier auch mit rein, denn es gibt Menschen mit einer schlimmen Kindheit, die ihre Positivität nicht verloren haben, andere wiederum, die in großem Reichtum und behütet und geliebt aufwachsen und trotzdem nicht glücklich sind. Es spielen also viel mehr Faktoren eine Rolle, als nur der Kopf.

Somit meine ich, dass Glück „Yogasache“ ist. Do your practice and all is coming. Diese Aussage von Patthabi Jois hat große Gültigkeit. Durch die Yogapraxis lösen sich einfach viele Knoten und Glaubenssätze, die Dir nicht dienlich sind. Damit spürst Du Dich mit der Zeit mehr und mehr selbst und handelst damit nach Deiner Natur, was automatisch zu mehr Glück führt.


Fühlst Du dich verantwortlich für das Glück deiner Yogaschüler?

Romana: Nein, jeder ist selbst für sein Leben und damit für sein Glück verantwortlich. Egal wie die Umstände sind, in denen Du Dich befindest, Du kannst diese zu jeder Zeit verändern.

Ich fühle mich berufen, meinen Schülern die richtigen Impulse zu geben, Ihnen zu helfen, Ihr Bewusstsein zu erweitern und damit einen anderen Blickwinkel und damit auch Sichtweise auf die Welt und ihr Leben zu erhalten. Und ich möchte meine Schüler motivieren, weiterzugehen und täglich zu üben. Hier kann ich ein wunderschönes Beispiel geben und möchte damit auf meine Antwort „Glück ist Yogasache“ zurückkommen.

Wenn ich z.B. heute 100 Leute bitten würde, sofort ohne anzuhalten 30km zu laufen, könnten sie es? Nun, einige könnten es vielleicht, einige würden es verneinen, richtig?

Wenn ich jedoch den Faktor „Zeit“ hinzufüge und 1 Jahr Zeit zum „Training“ geben würde, könnten es am Ende sicher mehr Leute! Durch den Faktor Zeit wird plötzlich möglich, was Dir vorher unmöglich erschien.

Viele Menschen fangen gar nicht erst an, etwas für ihr Glück zu tun, da sie die Hürde für scheinbar unüberwindbar halten. Sie sehen nur den Ist-Zustand und denken, „keine Chance“.

Was ich und wir jedoch im Yoga tun, ist durch eine regelmäßige Praxis das Denken darüber, was möglich ist, zu verändern. 

Am Anfang siehst Du vielleicht einige Übungen und denkst auch, „keine Chance, die werde ich nie können“.  Nehmen wir die Vorwärtsbeuge, Du siehst andere mit ihren Händen an den Füßen und hast das Gefühl, niemals soweit zu kommen. Du fängst an zu üben und mit der Zeit kommst Du den Füßen näher. Nach einer Weile denkst Du vielleicht, „wow, wenn ich weiter übe, könnte es klappen.“ Du übst weiter und nach einer weiteren Zeit bist Du vielleicht noch 2cm von Deinen Füssen entfernt und Du denkst, „hey ich schaffe das bald“. So verändert sich Dein Denken nach und nach von „keine Chance“ zu „es könnte klappen“ zu „hey ich schaffe das bald“.

Und genauso funktioniert es mit dem Glück. Du praktizierst täglich Yoga und kommst von „ich bin so unglücklich“ zu „ich fühle mich etwas besser“ zu „mir geht es gut“ und so weiter. Du musst nur dranbleiben. Das ist die größte Hürde.


Kann der Atem uns zum Glück führen?

Romana: Alles, was die Gedanken zur Ruhe bringt, kann zu Glück führen. Die Gedanken sind es schließlich, die oftmals für unser „Unglücksgefühl“ verantwortlich sind. Bringen wir über den Atem die Gedanken zur Ruhe oder in eine andere Richtung, kann dies durchaus auch zu einem Glücksgefühl führen.


Welche Meditationen helfen besonders, um mit dem Lebensglück in Kontakt zu kommen?

Romana: Es gibt verschiedene Meditationen, die helfen können, mit dem Lebensglück in Kontakt zu kommen. Mir persönlich hilft hier die Meditation in der Natur, da ich hier am schnellsten mit mir selbst in Kontakt komme. Ich beobachte eine Zeitlang die Natur, bevor ich die Augen schließe. Dabei schaue ich mir die Natur genau an und beobachte Veränderungen, suche nach Kleinigkeiten, die mir besonders ins Auge fallen. Hierbei merkt man schnell, dass es überall in der Natur kleine Wunder gibt. Das kann ein Spinnennetz sein, ein Wasserfall oder aber auch Laubhaufen. Dann schließe ich die Augen und höre hin, höre den Wind, spüre ihn. Oder auch die Sonne, die Wärme, das Rauschen des Meeres oder das Plätschern eines Baches, je nachdem wo ich gerade bin. Diese Konzentration auf das, was jetzt erfahrbar, sehbar, spürbar, hörbar ist, bringt mich in Kontakt mit dem Hier und Jetzt und damit mit mir selbst. In dem Moment, in dem meine Gedanken nicht präsent sind, kann ich absolutes Glück erfahren. Das kann jeder.

Manche meditieren lieber draußen, manche vielleicht lieber zu Hause in der Stille oder mit einer Anleitung, das ist ganz unterschiedlich. Aber jeder kann es, das ist wichtig.


Gibt es für Dich so etwas wie bedingungsloses Glück?

Romana: Ich bin mir sicher, dass es das gibt ja. In dem Moment, wenn man ganz im Hier und Jetzt bei sich selbst angekommen ist. Das ist dann an nichts Äußeres gekoppelt und bedeutet für mich bedingungsloses Glück.


Weitere Informationen zu Romana Lorenz-Zapf findest Du hier


UNIT Yoga
Biebricher Allee 30
65187 Wiesbaden
Fon: +49 611/ 890 66 891
Fax: +49 611/ 890 66 892




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen