Yoga für Kurvige. Das klingt gar nicht mainstreammäßig. Gibt es doch primär Frauen mit Superfiguren in der Yogawelt. Was hat Dich dazu bewegt, diese Initiative zu gründen?
Es ist eigentlich ganz einfach. Ich selber bin schon seit meiner Kindheit und Jugend mehr oder weniger übergewichtig. Es gab auch weniger gewichtige Phasen, aber die waren nach strenger Diät erreicht und danach schnell wieder vorbei.
Als ich vor 13 Jahren mit Yoga angefangen habe, kam ich schnell an den Punkt, wo ich bemerkt habe, dass mein kurviger Körper doch sehr viel beweglicher ist, als ich dachte.
Während der 4-jährigen Ausbildung zur Yogalehrerin beim BDY reifte dann der Gedanke, meine Erfahrungen mit einem kurvigen Körper auch an meine zukünftigen Teilnehmer weiterzugeben.
Das in der Werbung der Yogawelt nur Superfiguren zu sehen sind, stört mich schon seit langem, denn so sind die meisten Yogaschüler eben nicht. Hier werden Models zu Yogis, die sich wunderbar verbiegen können und dabei auch noch dekorativ sein sollen.
Das möchte ich ändern. Ich möchte Menschen mit mehr „Format“ animieren, sich dem Yoga zu öffnen und die eigene Bewegung neu kennenzulernen und zu spüren.
Worunter leiden „Kurvige“ bei dem Yogahype deines Erachtens am meisten?
Es ist nicht förderlich, nur schlanke und extrem biegsame Models zu zeigen. Hier entsteht der Gedanke, dass nicht jeder zum Yoga geeignet ist.
Wichtig ist hier die Botschaft, dass Yoga für jeden geeignet ist, egal ob dick oder dünn, ob mit oder ohne körperliche Einschränkungen, jung oder alt. Es ist nie zu spät mit Yoga zu beginnen.
„Wenn Du atmen kannst, dann kannst du auch Yoga“. Ich unterrichte einen Yogastil aus dem Hatha Yoga – Yoga der Energie. Hier gilt: Der Mensch passt sich nicht dem Yoga an, sondern der Yoga passt sich dem Menschen an.
Was hat Dich der Yoga im Umgang mit deiner eigenen Figur gelehrt?
Ich bin durch den Yogaweg in meinem Körper angekommen. Ich spüre meine Rundungen, auch die, die oft im Weg sind. Ich kann meinen Körper mit seinen Einschränkungen liebevoll annehmen und meine Yogapraxis den aktuellen körperlichen und emotionalen Befindlichkeiten anpassen. Haltungen werden angepasst und Abläufe modifiziert. Ich muss mir nichts mehr beweisen, sondern kann mit Achtsamkeit meine Übungen machen und im Anschluss die Echos meines Körpers empfangen.
Was hat sich durch Yoga bei Dir verändert?
Ich lebe mein Leben bewusster und freier. Ich bin gelassener geworden und versuche nichts mehr so wichtig zu nehmen, dass es mich nachhaltig in Druck versetzt. Eine anfängliche Neugier aus der Jugend wurde zu einer Passion meines Lebens.
Was ist das Besondere an deinem Unterricht?
Meine Kurse sind integrativ, das heißt jeder ist willkommen, egal welchen Alters, Geschlechts, Figur und Yogaerfahrung. Meine Teilnehmer sind zwischen 23 und 70 Jahre alt und üben Yoga seit 1 Jahr bzw. 20 Jahren. Jeder kommt so an, wie er ist. Jede Woche aufs Neue. Alle werden getragen durch die Gemeinschaft des Übens und erkennen allmählich, dass es nicht wichtig ist, dass man alles kann wie die „Profis“ der Yogawelt
Wichtig ist, dass wir üben und uns spüren. Die Atemmelodie in uns wahrnehmen und die Bewegung im Klang dieser Melodie ausführen lernen. Nur so kann eine Yogastunde für jede/n Teilnehmer/in auch die entsprechende Wirkung haben.
Wo sind die körperlichen Grenzen beim Yoga für Kurvige?
Es gibt hier meines Erachtens nach keine Grenzen. Der Weg ist das Ziel. Allein die Bereitschaft sich zu einem Yogakurs anzumelden und einmal wöchentlich am Kurs teilzunehmen zählt. Jede Übung kann den entsprechenden körperlichen und seelisch-emotionalen Gegebenheiten angepasst werden. Wir arbeiten mit allen Hilfsmitteln und jede/r geht nur soweit, wie es ihr/ihm guttut.
Mir ist es wichtiger, dass meine Teilnehmer/innen in einer angepassten oder alternativen Haltung mit gutem und gleichmäßigen Atem verweilen können, als in einer vorgegebenen Form gepresst, gestresst zu verharren und am Ende froh zu sein, wieder herauszudürfen.
Hier gilt für mich das absolute Prinzip von ahimsa – Gewaltlosigkeit. Sowohl für den Körper, als auch für den Geist.
Alles kann – nichts muss!
Körperpositive Bewegungen zu erleben, anstatt zu verzweifeln, dass mein Körper „Defizite“ hat. Das ist mir hier sehr wichtig! Positive Unterstützung geben und dabei authentisch vermitteln zu können, dass alles gut ist, wie es ist.
Welche Rolle spielt Yoga als ganzheitliches System, z.B. auch die Yogaphilosophie?
Für mich ist die Yogaphilosophie ein wichtiger Pfeiler des Yogaweges. Es wird hier eine Anleitung zu einem authentischen und bewussten Lebensweg gegeben. Ob und in wie weit wir das umsetzen können und in welcher Zeit, darüber gibt es immer wieder Diskussionen. Jeder kann für sich Stück für Stück und in seiner ganz eigenen Zeit diese Lehren auf sein Leben übertragen. Ich gebe zu Beginn meiner Stunden regelmäßig Themen aus der Yogaphilosophie dazu. Und während der Stunden fließen immer wieder Impulse zum aktuellen Thema ein. Es ist eine Einladung - wie und was die Teilnehmer aufnehmen und davon umsetzen, entscheiden sie selbst.
Was wäre dein persönlicher Wunsch hinsichtlich deines Seminars?
Wenn meine Teilnehmer/innen nach dem Seminar eine gute Empfindung zu ihrem Körper haben und die Bewegung als wohltuend und befreiend empfinden; wenn sie sich danach entspannt und gestärkt fühlen, dann habe ich alles richtiggemacht. Wenn sie sich im Unterricht gut empfangen und getragen gefühlt haben und etwas von der Yogaphilosophie in sich aufnehmen konnten, dann ist es stimmig für mich. Wenn sie dann beim Yoga bleiben und in einen Kurs gehen wollen, dann freue ich mich umso mehr. Vielleicht ist ja einer meiner Kurse (Ort und Zeit) passend.
Vielen Dank für das Interview!
Ois is Yoga
Claudia Korsten-Ring
Bahnweg 10a
85256 Vierkirchen Www.oisis-yoga.de
Anmeldungen über: Anmeldungen und Rückfragen
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Rundrum Yoga Tages-Seminare
SA 23. September 2017, 10:00 - 17:00
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SO 08. Oktober 2017, 10:00 - 17:00
Triveni Zentrum für Yoga & Gesundheit
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