Montag, 18. März 2019

Von Sehnen und Sucht zum Sein - Mein Weg des Yoga
























Bis zum Jahre 1985 war mein Leben geprägt von Sehnen und Sucht. Kiffen, reisen, trinken, fliehen – immer unterwegs auf der Suche nach etwas, was ich nicht benennen konnte. Dann, im Rahmen eines Enlightenment Intensives, in dem die Frage: Wer bin ich? im Vordergrund steht, machte ich eine existenzielle Erfahrung des Nichts. Danach war mein Leben von einem Moment auf den anderen nicht mehr das, was es vorher war. Vom Moment dieser Erfahrung habe ich 7 Jahre lang keine Zigaretten, keinen Kaffee, keinen Joint und keinen Alkohol mehr zu mir genommen. Es bestand kein Bezug mehr zwischen derjenigen die Nicht-Ist und mir, die immer kiffen, trinken und flüchten wollte.

Die Integration dieser und weiterer spiritueller Erfahrungen, die in den folgenden Jahren durch weitere Enlightenment Intensives, Schwitzhütten mit Indianern etc. gemacht habe, führte mich zu meinem Ethnologie-Religionswissenschafts-und Psychologiestudium auf der theoretischen Seite und der Weitersuche nach Integration dieser Erfahrung auf der persönlichen Ebene. Ich lernte im Rahmen des Studiums die philosophischen Schriften des Buddhismus und Yoga kennen und auf der persönlichen Ebene gleichzeitig, was sie bedeuteten. Auch nach Beendigung des Studiums, Absolvierung der Yogalehrerausbildung bis hin zu meiner Tätigkeit als Dozentin bei Yogalehrerausbildungen (Philosophieteil) und meiner nun 6-jährigen redaktionellen Arbeit bei Yoga aktuell werde ich tagtäglich damit konfrontiert, was die Umsetzung der Lehren sowohl für mich selbst bedeutet, als auch für die Menschen, die mir begegnen und die vielen spirituellen Lehrer, die ich interviewe. Fazit: Die Integration dauert ein Leben lang an und das, obwohl es auf einer gewissen Ebene nichts zu integrieren gibt. Das Paradox bleibt bestehen.


Schüler-Lehrer-Beziehung

Nach meiner Nichts-Erfahrung habe ich leider einen tiefen Missbrauch von Seiten eines spirituellen Lehrers erlebt. Diese Erfahrung war sehr heilsam und hilfreich. Diese würde beschrieben. Gleichzeitig würde ich eingehen auf die Bedeutung der Lehrer-Schüler-Beziehung in der Bhagavad-Gita, den Upanishaden etc. die mit Hingabe einhergeht etc. und andererseits darauf eingehen, wie wichtig es ist, den eigenen gesunden Menschenverstand nicht am Eingang des Meditationszentrum abzugeben. Hier habe ich spannende Erfahrungen mit indianischen Lehrern gemacht und natürlich auch immer wieder im Kontext der Interviews für Yoga aktuell.


Das innere Schlachtfeld

Die Bhagavadgita spielt auf einem Schlachtfeld und steht symbolisch für unser inneres Schlachtfeld. Damit werden wir tagtäglich konfrontiert. Auch nach dieser Erfahrung des NICHTS ging der Kampf in gewissem Maße auf meinem eigenen Schlachtfeld weiter. Gott sei Dank längst nicht mehr so anhaltend und destruktiv, aber so, dass ich immer wieder sehr aufgefordert war, hinzuschauen, ins Jetzt zu gehen etc. Auch bei den Yogalehrerausbildungen sehen ich, wie sehr die Menschen mit sich kämpfen und gar nicht merken, dass sie ihre Art im Alltag zu leben, mit auf die Yogamatte nehmen. Pedanterie, Ehrgeiz, Härte sich selbst gegenüber fordern sie. Erst wenn sie erkennen, dass und wie sehr sie gegen sich kämpfen, können sie entspannen Meine Erfahrung ist, dass, dadurch, das wir in einer so extremen Leistungsgesellschaft leben, die spirituell Suchenden auch bei ihrer spirituellen Suche sehr gegen sich kämpfen wollen und leisten wollen, statt zu sein.


Von der ewigen Sehn-Sucht zum Sein

Nach der Erfahrung des NICHTS habe ich zwar keine Zigaretten, keinen Joints etc. mehr berührt, aber konnte feststellen, dass die Sehn-Sucht natürlich auf anderen Ebenen anfing weiterzuwirken. Sucht zu sein, Sucht erleuchtet zu werden, Sucht zu wissen. Etc. (Im Yoga angesiedelt bei den Kleshas, den kosmischen Energien, die uns letztendlich davon abhalten, erleuchtet zu werden). Auch bei anderen Menschen beobachte ich, wie die kleshas durch sie durchwirken, trotz tiefer spiritueller Erfahrungen und das eine spirituelle Erfahrung noch keinen Erleuchteten macht. Ich würde in diesem Kapitel darauf eingehen, was die kleshas sind, wie sie durch uns durchwirken und was es braucht, damit wir mit ihnen umgehen können. Auch hier würde ich eigene Erfahrungen sowie Erfahrungen aus der Yogaszene mit einfließen lassen.


Der 8-stufige Pfad des Patanjali ins Leben


Das Yogasutra des Patanjali kann uns darin unterstützen, mit den kleshas umzuzugehen: sie zu erkennen und so weit es uns möglich ist zu integrieren. Ich persönlich kam nach dieser NICHTS-Erfahrung zum Yoga, weil ich eine Methode gesucht habe, um ganz in den Körper zu kommen, um endlich ganz einfach Mensch zu sein. Aufgezeigt würde der 8-stufige Pfad, auch hier angereichert durch persönliche Erfahrungen sowohl meine eigenen als auch die Erfahrung, die ich im Laufe der Jahre mit Guru, Schülern und Menschen machen konnte und die mir immer wieder die zentrale Bedeutung des Yogasutras aufgezeigt haben.


Vom Sein zum Mensch sein

Nach der Erfahrung des NICHTS kam es zu einer Deflation meines Ichs. Mein Ich blähte sich auf, ich missionierte, empfand mich auf der einen Seite als NICHTS auf der anderen Seite als besonders. Jahrelang verstand ich gar nicht, was genau passiert war. Plötzlich wollte ich nur noch erleuchtet sein. Ich war süchtig nach Erleuchtung. Dann suchte ich Lehrer auf, die mir bei der Integration halfen. Das Leben schenkte mir die Gelegenheit, nach einem Interview immer noch ein paar Minuten mit den Lehrern unter vier Augen verbringen zu können. Hier halfen mir Eckhart Tolle oder andere, zu verstehen, was sich ereignete. Aber auch meine Schülerschaft bei Annette Kaiser, Gespräche mit Willigis Jäger oder anderen führten zu einer Integration der Erfahrung. Irgendwann ließ ich den Wunsch erleuchtet zu werden, ganz los. Von diesem Moment drehte veränderte sich noch einmal etwas total in meinem Leben: sämtlicher spiritueller Leistungsdruck


Von der erschütternden Erfahrung NICHTS zu sein.

Es gibt nichts mehr zu suchen. Es gibt nichts zu finden.
Alles IST einfach nur da.
So wie es schon immer da war und immer da sein wird.
Es gibt nichts zu erfahren.
So, wie es nichts zu sehen und zu hören gibt,
dann, wenn ich einfach nur BIN.
Es gibt auch nichts zu beweisen und zu verteidigen
Es gib nicht einmal ein Gefühl, wenn ich BIN.
Selbst das Gefühl der All-Liebe ist nur ein Gefühl,
ein Traum, der mir das Gefühl vermittelt, zu sein.
Aber, wenn ich BIN, dann gibt es nur das SEIN,
das allumfassende Nicht-Mehr-Getrennt-Sein.
Alles in einem: Gefühllos-Geräuschlos-Bedingungslos
Jeder Versuch, das Sein in Worte zu fassen,
trennt mich von SEIN, bzw. NICHT-SEIN
Das Greifen und Suchen nach Worten nimmt der Leere seinen Inhalt.
Ich war immer da und werde immer da sein.


Wie soll ich etwas beschreiben, was sich eigentlich nicht in Worte fassen lässt? Das Große, das Brahman, welches die Upanishaden in poetischen Bildern beschreiben wie „Jenes Lautlose, Unfühlbare, Gestaltlose, Unvergängliche, das ohne Geschmack, ohne Geruch ist, das Ewige, Anfanglose und Endlose, höher als das Große, unveränderlich, wer es erfahren hat, wird befreit aus des Todes Rachen.“ (Katha-Upanishad, Teil 3). Die Buddhisten tun sich ähnlich schwer, eine Einsicht in unser wahres Wesen, die auch als Einsicht in die Buddha-Natur bezeichnet wird, zu beschreiben. Einige buddhistischen Schulen verwenden negative Formulierungen um zu sagen, was ES nicht ist, andere Schulen verwenden positive poetische Beschreibungen, um uns dem näher zu bringen, was letztendlich nicht in Worte zu fassen ist – unsere wahre Natur. Im Christentum sieht man sich ähnlichen Problemen gegenübergestellt und verwendet Bilder, um in Worte zu fassen, was ein Mensch erfährt, wenn er mit dem Unaussprechlichen, dem Göttlichen in Kontakt kommt. Mit dem, nach dem sich alle spirituellen Suchenden sehnen. Auch mir erscheint es nicht einfach, über das Erfahrene zu berichten – zumal ich es nicht einmal suchte, geschweige denn damit gerechnet habe, dass mich das, was ich erfuhr, nicht erfreute, sondern zutiefst erschütterte. Ja, es war gerade so, dass mich diese unmittelbare Erfahrung meiner Selbst vollkommen überrollte, so, wie eine riesige Welle eine Sandburg überrollt und nichts von ihr übrig lässt.


Wer bin ich ?

Bevor ich diese unmittelbare Erfahrung machte, gehörte ich zu den Menschen, die gerne große Joints und selbstgedrehte Zigaretten rauchen, schwere Weine trinken und viele andere Dinge tun, von denen sie das Gefühl haben, dass das Leben erst mit ihnen wirklich Spaß macht. Ich glaubte, dass ein gutes Rockkonzert ohne einen Joint kein wirklich gutes Konzert sein würde und ein kulinarisches Essen ohne den passenden Wein erschien mir zu trocken. Auch alles andere, was auch nur im Ansatz nach „normalem Lebenswandel“ roch, empfand ich als zutiefst spießig und langweilig – todlangweilig um es genauer zu formulieren. Auf der anderen Seite spürte ich natürlich auch, dass mein Lebenswandel in gewisser Weise eine Flucht darstellte. Wovor wusste ich aber nicht genau und machte ich mich auf die Suche nach einer Antwort. So kam es, dass ich an einem Enlightenment Intensive teilnahm. Es ist eines jener Seminare, die sich mit der Frage „Wer bin ich?“ beschäftigt. Charles Berner, der Begründer des Enlightenment Intensives, war so fasziniert von dieser Frage, dass er für sein Enlightenment Intensive eine sogenannte Dyadentechnik entwickelte, bei der zwischen 12 und 20 Teilnehmer in drei- bis fünftägigen Seminaren damit beschäftigt sind, sich von früh morgens bis spät die Frage „Wer bin ich?“ zu stellen. Die Erkenntnisse ihrer Kontemplation teilen sie dann in einer sogenannten Dyade ihrem Dyadenpartner mit. Dieser sitzt einem dabei nur gegenüber, hört fünf Minuten kommentarlos zu, was einem bewusst geworden ist – oder auch nicht. Danach ertönt ein Gong. Das Gegenüber bedankt sich und hat nun selbst fünf Minuten lang die Gelegenheit, zu kommunizieren, wer er ist oder wer er nicht ist. Eine Dyade dauert 40 Minuten und über den Tag verteilt gibt es elf Stück davon. Dazwischen gibt es Geh-, Arbeits-, und Essmeditationen bei denen man schweigt und die Frage weiter kontempliert. Durch die permanente Beschäftigung mit der Frage „Wer bin ich?“ ohne äußere Ablenkung kann zu einer solchen Erschöpfung des Verstandes kommen, dass man eine unmittelbare Erfahrung von dem machen kann, wer oder was man ist – oder wer oder was man nicht ist. Manchmal passieren diese direkten Erfahrungen fast unmerklich und ein Teilnehmer sitzt da und macht eine unmittelbare Erfahrung des Seins, die sich dann schlicht in dem Satz „Ich bin.“ äußern kann. Das hat zur Folge, dass sich die Frage „Wer bin ich?“ für diesen Menschen geklärt hat, ohne dass er es aber im ersten Moment realisiert. Viele Teilnehmer denken nämlich, dass sich eine unmittelbare Erfahrung des Seins auf äußerst dramatische Weise äußern muss. Schließlich kursieren genügend Geschichten aus dem Zen, dem Hinduismus, dem Buddhismus und dem Christentum, in denen Menschen unmittelbare Erfahrungen Ihres Selbst gemacht haben, und danach eine leuchtende Ausstrahlung gehabt haben. Aber auch Geschichten, bei denen Menschen mystische Erfahrungen gemacht haben, die mit exstatischen körperlichen Phänomen einhergegangen sind, gibt es viele an der Zahl. Andere Menschen glauben, dass man während einer solchen Erfahrung stundenlang zitternd oder bebend da liegt und die Welt und man selbst von einem Moment auf den anderen nicht mehr die ist, die man vor der Erfahrung war. Sie glauben, dass man schlagartig zu einem besseren, liebenswerteren, reicheren und möglicherweise auch zu einem charismatischeren Menschen geworden ist. Natürlich gibt es auch mystische Erfahrungen, die an bestimmte Phänomene gekoppelt sind, aber diese stillen Erfahrungen von „Ich bin“ müssen deswegen nicht weniger tief sein.

Ich hatte den Eindruck, dass sich der unmittelbare Erfahrung auch immer der Charakter des Menschen, der sie erfährt, widerspiegelt. So gab es einige Teilnehmer, die in den Dyaden mit strahlenden Augen dasaßen und jedem mitteilten, dass sie sich gerade als Licht erfahren würden. Sie breiteten ihre Erfahrungen bis ins kleinste Detail aus und auch längst nachdem der mystische Moment vorbei war und sie losgelassen hatte, redeten sie noch davon und redeten und redeten und hielten an der Erfahrung fest. Ohne es zu merken, rekonstruierten sie die Erfahrung im Kopf und ihr ICH blähte sich auf – in den Worten den Zen gesprochen, begann es zu stinken. Diese Menschen reden normalerweise auch im Alltag viel und blähen sich auch hier immer wieder gerne auf. Wieder andere Teilnehmer, die von Natur aus eher bescheiden sind, waren so berührt davon, dass gerade ihnen eine solche Erfahrung zu Teil wurde, dass sie vor lauter Glückseligkeit anfingen zu weinen, oder die Erfahrung – wenn überhaupt - nur einem Teilnehmer erzählten, der ihnen besonders nahe stand, aus Angst, dass sie ihnen dieses vielleicht nur einmalige Erlebnis wieder genommen wird.

Ich selbst machte keine Erfahrung davon, was ich bin, sondern davon, was ich nicht bin! Von einem Moment auf den anderen kam es in meinem Bewusstsein zu einem regelrechten Shift und irgendetwas kippte, wurde mir bewusst, traf mich unmittelbar – ach, mir beginnen schon wieder die Worte zu fehlen – irgendetwas ergriff mich auf jeden Fall bis in die letzte Zelle meines Seins. Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass meine tiefste Wahrheit die ist, dass ich NICHTS bin. Nicht in dem Sinne von Versager oder Niete, sondern in dem Sinne, dass alles, von dem ich glaubte es zu sein oder zu brauchen, reine Illusion ist und meine wahre Natur leer ist! All die Vorstellungen, dass ein Konzert nur ein gutes Konzert mit einem Joint zwischen den Lippen ist, ein gutes Abendessen nur ein kulinarischer Genuss ist, wenn der entsprechende Wein gereicht wird, dass Leben nur lebenswert ist, wenn ich um den halben Erdball reise und so weiter und so weiter, all die Vorstellungen, die ich über mich und das Leben gehabt hatte, waren von einem Moment auf den anderen hinfällig, verschwunden und alles was blieb war NICHTS. So, als hätte eine einzige Welle eine Sandburg, die mein Weltbild und meine Vorstellungen von mir und meinem Leben darstellte, weggewaschen. Statt mich über diese mystische Erfahrung zu freuen, war ich zutiefst erschüttert. Erschüttert darüber, dass dieses NICHTS, von all dem was ich glaubte zu sein und was ich glaubte zu brauchen, und von all dem, was ich machte, um etwas besonderes zu sein und etwas anderes nicht zu sein, all die Jahre vollkommen unberührt geblieben war. Mein ganzes Leben hatte ich mir in meinem eigenen Kopf eine Welt geschaffen, die es eigentlich auf der absoluten Ebene nicht gibt, sondern die lediglich in meinem Geist von meinem ICH erschaffen wurde. Und in dieser nur in meinem Kopf existierenden Welt hatte mein ICH mir vorgegaukelt, bestimmte Dinge, aber auch gewisse Menschen oder scheinbar angenehme Lebensumstände zu brauchen, um glücklich zu sein. Und mein ganzes Leben hatte ich damit verbracht, viel Energie damit zu verschwenden, mir diese Dinge, Menschen oder Lebensumstände zu beschaffen, obwohl sich oft gezeigt hatte, dass sie mich auf Dauer keineswegs so glücklich gemacht hatten, wie ich dachte. Und diese unmittelbare Erfahrung meines SEINS, meiner wahren Natur, der Leere, des NICHTS oder wie immer ich es mit Worten zu umschreiben versuche, was nicht in Worte zu fassen ist, zeigte mir, dass dieses ICH eigentlich gar nicht existiert und all meine Wünsche und Vorstellungen reine Illusionen sind. Die Erschütterung war so tief, dass ich stundenlang da saß und weinte. Denn zu realisieren, dass alles, all das Leid, all die Anstrengungen und auch all die Freude, inklusive meines ICH eine einzige Illusion ist, und mein Selbst von all dem vollkommen unberührt bleibt, fand ich bitter! Mir war es an diesem Tag ein Rätsel, wie so viele Menschen nach einer mystischen Erfahrung streben, wo diese einen Menschen doch auf so unbarmherzige Weise mit der Wahrheit konfrontieren kann. Mir fehlten die Worten, über diese Erfahrung zu sprechen und es dauerte auch viele, viele Jahre, bis ich annährend verstand, was damals passiert war.

Auch wenn mich diese unmittelbare Erfahrung meines eigenen Selbst an jenem Tag zutiefst erschütterte, so war sie in den darauffolgenden Wochen, Monaten und Jahren eine große Erleichterung. Denn alle Konzepte und Vorstellungen von dem, was ich glaubte zu brauchen, um glücklich zu sein, waren mit einem Mal weg und mein Leben gestaltete sich um vieles leichter. Plötzlich war auch ein Konzert ohne einen Joint ein gutes Konzert und ein kulinarisches Abendessen auch ohne einen delikaten Wein ein Festessen. Es war aber auch genauso in Ordnung, auf kein Konzert zu gehen, oder an einen kleinen Weiher in der Nähe der Stadt zu fahren, statt zum indischen Ozean zu reisen. Natürlich begann mein ICH im Laufe der folgenden Wochen und Monate wieder damit, Vorstellungen und Illusionen davon zu entwickeln, was ich glaubte zu brauchen oder glaubte nicht zu brauchen. Und mein ICH tut es auch heute noch mit großer Leidenschaft. So ist es nun mal, mein ICH: Kaum habe ich die eine Illusion erkannt und überwunden, erschafft es die nächste: Mal ist es die Vorstellung, mehr Yoga machen zu müssen, um mich körperlich wohler zu fühlen; mal der Glaube, ein intensives Gespräch mit bestimmten Freunden führen zu müssen, um mich verstanden zu fühlen; mal die Illusion weniger Zucker oder mehr Salat essen zum müssen, um nicht ganz so tamasig zu leben. Aber eines bleibt gleich, egal, welcher Illusion ich gerade unterliege: mein SELBST, die Leere, das NCHTS; das Gestaltlose, das Ewige. Dieses NICHTS, meine wahre Natur bleibt von all dem was ich tue oder lasse vollkommen unbeeindruckt und wird es immer bleiben.





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